Süddeutsche Zeitung

Band der Woche: Greenwald:Nichts für die Schublade

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Als Musikjournalistin hat Gloria Grünwald häufig mit Newcomern zu tun. Jetzt endlich hat sie den Mut, mit ihren eigenen Songs an die Öffentlichkeit zu gehen - zum Glück.

Von Amelie Völker

Ein Zuhause voller Musik. Die Beatles als Wegbegleiter, viele Instrumente als Mitbewohner, ständig sind von irgendwoher Songs zu hören. Weil ihr Vater Berufsmusiker ist, ist Greenwald, die eigentlich Gloria Grünwald heißt, mit Musik groß geworden. Verständlicherweise reift dadurch der Traum, selbst Musik zu machen, sehr früh. "Ich habe das Privileg, schon früh eine musikalische Erziehung genossen zu haben", sagt sie. Zur Verwirklichung ihres Traums kommt es allerdings auf Umwegen.

Zunächst erhält Gloria eine Absage von der Musikuniversität, bei der sie sich nach der Schule beworben hat. "Da war ich im ersten Moment natürlich traurig," sagt Gloria. "Aber es hat mich trotzdem nicht davon abgehalten, weiter Songs zu schreiben." Sie geht zum Radio und wird Musikjournalistin und Moderatorin, 2021 ausgezeichnet mit dem Deutschen Radiopreis. Inspiriert von der Musik, die sie den ganzen Tag umgibt, setzt sie sich abends ans Klavier und bastelt bis spät in die Nacht an ihrer eigenen Musik.

"Songs geschrieben habe ich eigentlich schon immer", sagt Gloria. "Aber ich habe lange nicht den Mut gehabt, diese auch zu veröffentlichen." 2020 konzentriert sie sich wieder voll aufs Songwriting und realisiert, wie sehr sie darin aufgeht. "Ich habe gemerkt, das ist etwas, das ich jetzt machen will. In den Songs steckt so viel, was von mir erzählt. Und die waren einfach zu schade für die Schublade", sagt sie. Die Debütsingle mit dem passenden Titel "Fighter" veröffentlicht sie im Juli dieses Jahres. Wenige Tage später läuft er zum ersten Mal im Radio. Auf Instagram teilt Gloria ein Video von diesem Moment. Sie hat Tränen in den Augen. "Das war etwas sehr Besonderes für mich, auch mal die andere Seite zu durchleben", sagt sie. "Nicht als Moderatorin, sondern selbst in der Rolle der Künstlerin zu sein und dann zu hören, wie andere Kolleginnen und Kollegen meine Musik im Radio vorstellen. Das war ein Meilenstein und ich war sehr überwältigt."

Greenwalds Musik, das sind lebendige Pop-Melodien, eingängige Refrains und Glorias glockenhelle Stimme, die eine alternative Atmosphäre zaubert. Gerade ist Greenwalds jüngster Song "Long Distance" erschienen. Er passt sowohl zu melancholischen Stimmungen als auch zu laut aufgedrehten Roadtrip-Momenten im Auto. Inhaltlich beschreibt der Song den Moment, in dem klar wird, dass die physische Entfernung zwischen zwei Menschen in einer Fernbeziehung zu einer emotionalen Distanz geworden ist. Das sind persönliche Erfahrungen, die Gloria hier in ihren Songs verarbeitet. "Ich glaube, dass es Gefühle sind, die auf die eine oder andere Weise viele schon mal durchlebt haben", sagt sie. "Das ist für mich auch das besondere an Musik. Ich bin ja selbst auch Hörerin. Und ein großartiger Song für mich ist einer, bei dem man genau weiß, dass der Künstler oder die Künstlerin etwas verarbeitet hat und dadurch eine Brücke zu allen schlägt, die sich selbst in den Lyrics wiederfinden."

Ein weiterer großer Moment steht für Greenwald dieses Jahr noch bevor: Am 17. November wird sie das Neon Music Festival eröffnen - in der Olympiahalle. "Das kann ich also dann schon mal von der Bucketlist streichen", sagt sie und lacht.

Greenwald

Stil: Alternative Pop

Besetzung: Gloria Grünwald

Seit: 2020

Internet: https://www.instagram.com/greenwald.mp3

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