Süddeutsche Zeitung

Münchens junge Kreative:Immer wieder neue Farben

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Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Luisa Baldhuber.

Von Ornella Cosenza

Raum. Licht. Farbe. Damit spielt Luisa Baldhuber, 28, in ihren Arbeiten. Sie untersucht, wie das Zusammenspiel von Raum-, Licht- und Farbverhältnissen unsere Wahrnehmung beeinflusst. "Dadurch hinterfrage ich eine Architektur in ihren Grenzen und füge ihr eine neue räumliche Dimension ein." Seit 2020 studiert sie freie Kunst bei Peter Kogler an der Akademie der Bildenden Künste in München.

Luisa arbeitet mit dichroitischem Glas. Dieses ist so beschichtet, dass es mehrere Farbwirkungen hat. Abhängig von Lichtverhältnissen und dem jeweiligen Blickwinkel erscheint eine andere Farbe. "In der Glaswerkstatt in der Akademie entwickle ich meine Arbeiten. Ich verwende Glas, das zwei Farbwirkungen hat. Das blaue, transparente Glas war für einen Test gedacht, bei dem ich versucht habe, es mit dichroitischem Glas zu kombinieren."

"Zusätzlich kreiere ich mit Photoshop digitale Bilder, die aus mit Effekten verfremdeten Fotos entstehen. Von den Fotos ist nur noch eine Art Farblandschaft, nicht mehr das Motiv, erkennbar. Diese Farbschichten lege ich dann übereinander", sagt Luisa. Im Anschluss druckt sie das Ganze aus, danach wird der Druck hinter das dichroitische Glas gelegt. Manchmal druckt sie auch direkt auf das Glas. "Die Idee kam mir aber erst später und ich musste eine Firma finden, die direkt auf das Glas druckt."

"Das sind Zeichnungen mit Buntstift von meiner Examensarbeit - damals habe ich Wände mit verschiedenen Farben bemalt und mit RGB-Licht bestrahlt. Dadurch haben sich auch die Farbwirkungen verändert." Das waren Skizzen oder eine Art Vorübung dafür, wie man mit einfarbigen Farbflächen räumliche Konstrukte erschaffen kann. "Licht, Farbe und Raum stehen in meinen Arbeiten in einer ständigen Wechselwirkung zueinander", sagt Luisa.

Mit der Farbpalette und dem Glas schaut sich Luisa an, wie sich die Farben ändern. Durch die Kombination von Glas und den digitalen Drucken komme man in eine Art Beobachtungsmodus: "Ein bisschen wie ein Spielplatz, es regt zum Schauen an und verändert sich je nach Tageszeit und Lichteinfall." Erst kürzlich zeigte sie ihre Arbeiten im Farbenladen des Feierwerks. "Die Leute haben ganz unterschiedliche Dinge darin gesehen, ein Spieleffekt. Man sah jedes Mal ein anderes räumliches Konstrukt."

Für ihre Ausstellung im Farbenladen brachte Luisa die Arbeiten auf einer blau bemalten Wandfläche an. "Dadurch ergeben sich mehrere Ebenen: Einmal der Ausstellungsraum, die bemalte Fläche, das bedruckte Glas oder das Glas mit der digitalen Bildebene und zum Schluss das Glas mit seinen spiegel- und farbverändernden Effekten, wodurch es den realen Raum auch wieder aufnimmt."

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