Süddeutsche Zeitung

Münchens junge Kreative:Mit knallbunten Farben gegen den Kapitalismus

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Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Bastian Maria Meindl

Von Johanna Schlemmer

Schrille, bunte und quietschige Farben dominieren die Kunstwerke von Bastian Maria Meindl. So fröhlich die Leinwände auch scheinen, so tiefgründig ist die Botschaft dahinter. Mit seiner Malerei kritisiert er die Schnelllebigkeit der heutigen Zeit und den Kapitalismus. Der 27-Jährige ist in München geboren und studiert seit sieben Jahren Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München.

Kunst? "Das ist für mich der interessanteste Weg, mich zu verständigen und mich auszudrücken." Seine größte Motivation ist auch, ein Ventil zu haben, um seinen ganzen Emotionen freien Lauf zu lassen. Übersättigte Farben und Elemente aus dem Alltag prägen seine Kunstwerke.

Seine Kunst soll zeigen: Keine Kategorisierung in Gut und Böse, keine Bewertung - jedes Gefühl darf sein. Um dem Schubladendenken entgegenzuwirken, zeigt er mit dem Finger nicht auf andere, sondern fängt bei sich selbst an. "Mir ist es wichtig, das Gute und Böse in mir selbst zu akzeptieren."

"In der Schule wurde mein chaotisches Verhalten oft kritisiert und dafür habe ich mich geschämt. Heute akzeptiere ich es, aber bewerte es nicht", sagt Bastian. Auch wenn er mal eine Blockade bei einem Kunstwerk hat, versucht er, nicht wütend auf sich zu werden. Er vertraut stattdessen dem kreativen Prozess. Bastian hat keine Scheu, sich zu fragen, welche Gefühle hochkommen. Dann bringt er sie auf die Leinwand.

Er will nicht nur neue visuelle Möglichkeiten schaffen, sondern auch auf politischer Ebene neue Impulse setzen. "Mittlerweile werden wir wie Stopfgänse mit kurzweiliger Unterhaltung gefüttert. Das ist zu viel Ablenkung", sagt Bastian. Er greift immer wieder die Motive Tod und Verwesung in seiner Malerei auf und verbindet sie mit Elementen aus der Popkultur.

Wo er sich in fünf Jahren sieht, interessiert Bastian nicht. Er nimmt den Lauf des Lebens an, um möglichst spontan und aus Liebe auf das Geschehen zu reagieren. Von Hoffnungen für die Zukunft hält er nicht viel. Eines will er aber allen Menschen ans Herz legen: "Manchmal ist es gut, dass nicht alle Fragen beantwortet werden". sagt er.

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