Süddeutsche Zeitung

Münchens junge Kreative:Schäume und Träume

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Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Hannah Gerum

Von Veronika Tièschky

Sowohl die Leinwand als auch die Farben von Hannah Gerums Bildern sind ungewöhnlich. Die Leinwand ist ein alter Bauschaum, als Farbe benutzt sie Autolack. Die Motive der Bilder sind abstrakt, bunt und erinnern an Graffiti. Den Bauschaum fand sie auf verlassenen Baustellen, den Autolack brachte ihr Freund aus der Arbeit mit. Den benutzte Hannah vollständig für ihre Bilder.

Bis vor kurzem war Hannah Gerum noch Teil des Künstlernetzwerkes "Gabriele". Ihr Atelier musste sie räumen, da das Gebäude abgerissen wird. Gemeinsam mit Freunden will sie sich für ein künstlerfreundlicheres München einsetzen. "Kunst von jungen Künstlern muss in München stärker gefördert werden. Was bleibt von der Stadt übrig, wenn sie den Künstlern ihre Arbeitsplätze entziehen?"

Ihre Kunst beschränkt sich nicht nur auf die Kunst auf dem Papier. Hannah machte ein Praktikum bei der Londoner "Fashion Week", entwirft Kleidung und fotografiert. Sie betont, wie glücklich sie sich schätzt nach der Zwangsschließung ihres alten Ateliers, einen neuen Arbeitsplatz gefunden zu haben. "Münchner Künstler und Künstlerinnen brauchen dringend Räume!"

"Die Schriftzeichen, die man in meinen Werken findet, sollen auf den ersten Blick unlesbar erscheinen. Primär geht es mir um die Form der Schriftzeichen - weniger um deren Bedeutung." In der Mitte von einem ihrer Bilder sprühte sie das chinesische Schriftzeichen "wu". Das lässt sich mit tanzen übersetzen. Neben ihrer Kunst im Atelier arbeitet sie auch aus Tätowiererin.

Kleinformatigere Bilder malt sie auf Leinwände. Sie tragen Titel wie: "Frauen - Autos - Waffen." Für diese Bilderreihe benutze sie grelle, leuchtende Ölfarben. "Die Frau ist nackt im Auto und sticht jemanden ab", sagt sie. Man sieht elegante, bewaffnete Frauen in schicken Autos. Ihre Inspiration holt sie sich unter anderem aus Instagram. "Meinen eigenen Stil in meinen Bildern habe ich noch nicht gefunden."

Nur durch Glück hat sie spontan einen neuen Atelierplatz finden können. "Ich habe das Privileg, dass ich nicht viel für meine Wohnung bezahle - nur deswegen kann ich mir mein kleines Atelier leisten." Hannah ist gelernte Fremdsprachenkorrespondentin, weiß aber, dass der Beruf nicht zu ihr passt. Von kommendem Semester an studiert sie Kunstpädagogik.

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