Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest-Ersatz:Die Wirtshaus-Wiesn soll Tradition werden

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Die Gemeinschaftsaktion der Münchner Innenstadt- und Wiesnwirte war ursprünglich nur als Notlösung gedacht. Doch künftig wird es sie jedes Jahr geben - auch wenn die echte Wiesn zurück ist.

Von Sven Loerzer

Auch wenn es offen bleibt, wann die Corona-Pandemie endlich überwunden ist, gibt es doch in diesen unsicheren Zeiten jetzt wenigstens eine Gewissheit: Die Wirtshaus-Wiesn, die im vergangenen Jahr ihre Premiere feierte, kehrt nicht nur in diesem Jahr wieder, sondern soll auch dann Bestand haben, wenn das Oktoberfest wieder stattfinden kann. Wegen der positiven Resonanz findet die Gemeinschaftsaktion des Vereins der Münchner Innenstadtwirte und der Vereinigung der Münchner Wiesnwirte ihre Fortsetzung zur üblichen Wiesnzeit, diesmal vom 18. September bis zum 3. Oktober. Die kleine Schwester Wirtshaus-Wiesn soll künftig alljährlich die große Schwester begleiten.

Eigentlich habe man ja im letzten Jahr nicht damit gerechnet, dass die Wirtshaus-Wiesn in die zweite Runde gehen werde, sagt Gregor Lemke, Vorsitzender der Innenstadtwirte. "Mir tut es weh, dass die Wiesn nicht stattfindet", klagt auch der Sprecher der Wiesnwirte, Christian Schottenhamel. Doch es gibt wenigstens einen Trost: Die Wirtshaus-Wiesn, an der sich 51 Gastronomie-Betriebe beteiligen, habe sich zu einer eigenen Marke entwickelt und sei in diesem Jahr noch besser. Wenn etwas zwei Mal stattfindet, "dann ist es in Bayern schon Tradition", bekräftigt Schottenhamel.

Die Wirtshaus-Wiesn soll den Gästen wie den Wirten nicht nur in schweren Zeiten Freude machen: Die Reservierungslage sei bereits "sehr, sehr gut", meint Schottenhamel, an den Wochenenden sei zum Teil bereits ausreserviert. Er geht offenbar davon aus, dass das auch so bleibt, wenn die große Konkurrenz auf der Theresienwiese wieder ihre Zelte öffnen kann. "Die Leute gehen vielleicht zwei oder drei Mal auf die Wiesn", von Hardcore-Wiesngängern abgesehen, und könnten dann aber auch das "Lebensgefühl Wiesn" in den Wirtshäusern vertiefen.

Das Augustiner am Platzl gab zur Pressekonferenz der Wirte bereits einen Vorgeschmack auf die Wirtshaus-Wiesn. Üppige Hopfendolden und Lebkuchen-Herzen schmücken die Räume. Plakate und Fahnen werben mit dem Wirtshaus-Wiesn-Logo. "Die einzige Ansteckungsgefahr wird unser Pin sein", witzelt Wiesnwirte-Sprecher Peter Inselkammer. Das Logo gibt es als kleinen Anstecker, auch ein kleines getöpfertes Krügerl und ein Ausmalset für Kinder gehören dazu. Und natürlich Festbier, Wiesnschmankerl, Live-Musik in kleiner Besetzung, aber auch Trachtentanzdarbietungen, alles etwas zurückhaltender, damit die Stimmung nicht die Corona-Regeln ganz vergessen lässt. Denn die gelten nach wie vor, wenn auch inzwischen in abgemilderter Form, wie Schottenhamel betont. So müssten Gäste im Freien keine Maske mehr tragen. Seinen Erfahrungen nach seien ohnehin mehr als 90 Prozent der Gäste, die in die Wirtshäuser kämen, geimpft oder genesen.

Wie die große Wiesn startet die Wirtshaus-Wiesn mit dem Anzapfen am Samstag, 18. September, um 12 Uhr - mit einem kleinen Unterschied, wie Inselkammer betont: "In den Wirtshäusern gibt es schon vor zwölf Uhr Bier."

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SZ vom 10.09.2021
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