Süddeutsche Zeitung

Falscher Polizist:Münchner legt Telefonbetrüger rein

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Betrüger, die sich am Telefon als Polizisten ausgeben: Neu ist die Masche nicht. Nun aber hat ein Münchner das Spiel umgedreht - und den Betrügern statt einer Tasche voll Gold ein kleines Schmankerl übergeben.

Von Franz Hausmann

Franz aus München hat kürzlich seine Nummer aus dem Telefonbuch löschen lassen - ein Glücksfall für Telefonbetrüger: Mit ihm bekommen sie nicht länger zu tun. Denn neulich hat mal wieder Franz' Telefon geklingelt. Die Person am anderen Ende der Leitung gab sich als Polizist aus. In der Nähe sei eingebrochen worden, bei den Räubern habe man einen Zettel mit seiner Anschrift gefunden. Jemand aus der eigenen Hausbank stecke vermutlich mit den Räubern unter einer Decke. Franz wusste sofort, was los war: Jemand hatte es auf sein Geld abgesehen. "Solche Leute haben bestimmt schon zehnmal bei mir angerufen. Meistens lege ich einfach auf", erzählt er. Beim letzten Mal hat er nicht einfach den Hörer aufgehängt.

Vielmehr spielt er das Spiel des Betrügers scheinbar mit. Der falsche Polizist sagt, Franz dürfe nicht auflegen, die Leitung sei gehackt. Franz legt nicht auf, aber er verlässt immer wieder das Telefongespräch. Den falschen Polizisten wundert das nicht. Menschen müssen auf die Toilette, Sparbücher suchen, Wertgegenstände aus Schubladen kramen. Franz sucht aber nicht sein Sparbuch, er telefoniert an seinem zweiten Telefon mit der echten Polizei. Mit ihr spricht er ab, was er tun soll, er will bei der Ergreifung des Täters helfen. Es ist spät am Abend.

Statt Gold nur leere Milchkartons

Am nächsten Morgen macht er vordergründig das, was der Betrüger von ihm will: Er geht auf die Bank und holt angeblich Gold im Wert von 1,24 Millionen Euro. Die Bank weiß längst Bescheid, Franz verlässt sie mit einer Kunstledertasche. Inhalt: Zwölf Milchkartons und eine Flasche Sekt.

Draußen spricht ihn die Abholerin des vermeintlichen Vermögens an, er übergibt ihr die Tasche. "Die Frau wirkte eher unbedarft, überrascht und von den gut zwölf Kilo etwas überfordert", erzählt der 66-Jährige. Sie kommt nur ein paar Meter weit, dann wird sie festgenommen. Später wird sie vor Gericht zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt.

Franz' Vorgehen kann die Polizei nicht allgemein empfehlen. Auch wenn dieser - ähnlich wie das Ehepaar Joachim und Gabriele - der Polizei damit geholfen habe, wofür alle drei nun belobigt wurden, bleibe die empfohlene Vorgehensweise: "Einfach auflegen!" Alles andere könne psychisch sehr fordernd und belastend werden. So positiv der Fall klinge, so ernst seien häufig die Folgen der Betrügereien. Opfer kämen in finanzielle Schwierigkeiten und litten durch den Betrug häufig unter psychischen Problemen. Bei Verdacht auf einen versuchten Telefonbetrug sollte immer die Polizei über die Notrufnummer 110 verständigt werden.

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