Süddeutsche Zeitung

Solln:Wieder ohne Rampe

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Sollner Bahnhofssteg geht vor den Sommerferien in Betrieb

Von Jürgen Wolfram, Solln

Aus der Distanz wirkt die helle Stahlbeton-Konstruktion am südlichen Ende des Sollner Bahnhofs, als sei sie komplett fertig. Viele Fahrgäste fragen sich deshalb, warum der neue Fußgängersteg nicht zur Benutzung freigegeben wird. Denn das würde ihnen beträchtliche Umwege ersparen. Die Bahn hat jetzt auf Anfrage angekündigt, das lange ersehnte Ersatzbauwerk noch vor den Sommerferien in Betrieb zu nehmen. Zumindest werde dies "angepeilt", wie eine Bahnsprecherin mitteilt. Zunächst seien noch "einige Restarbeiten" nötig, für die gutes Wetter Voraussetzung sei. So müsse etwa noch eine Abdichtung aufgetragen werden.

Einige Sollner hatten spekuliert, ob wegen der zögerlichen Öffnung des neuen Bahnsteigzugangs technische Probleme im Spiel seien, wie etwa nicht kompatible Bauteile. Ohnehin musste die Bahn viel Kritik aushalten, weil die Erneuerung der Treppenanlage jahrelang auf sich warten lies. Der alte Zugang war im Winter bei starkem Schneefall und Vereisung immer wieder gesperrt worden. Eine der Folgen war, dass Fahrgäste die Gleisanlagen auf gefährliche Weise überquerten. Die Neukonstruktion soll dank Spezialbeschichtung "deutlich witterungsbeständiger" und zu jeder Jahreszeit verlässlich nutzbar sein.

Reinhold Wirthl (CSU), Verkehrsexperte des Bezirksausschusses Thalkirchen-Obersendling - Forstenried- Fürstenried- Solln, ist vom Ergebnis der langen Bemühungen um Verbesserungen am Sollner Bahnhof dennoch enttäuscht. Denn entgegen wiederholter Aufforderungen der Stadtteilvertretung habe die Bahn auch ihren neuen Steg wieder ohne Rampe für Leute mit Rollkoffern, Fahrrädern und Kinderwagen gebaut. Auch eine Überdachung habe sie sich gespart, kritisiert Wirthl: "Die haben das Ganze leider nur eins zu eins erneuert."

Die Bahn bestätigt, dass eine Rampe nicht vorgesehen sei. Fahrgäste könnten barrierefrei durch eine nahe Unterführung zu den Bahnsteigen gelangen, heißt es in einer Stellungnahme. Finanzielle Gründe spielten für den Verzicht auf Rampe, Überdachung und "andere neue Extras" ebenfalls eine Rolle. Schließlich werde der "Ersatz des Bestandsbauwerks" aus öffentlichen Mitteln finanziert, gibt die Bahn zu bedenken. Die Kosten sollen sich auf 1,2 Millionen Euro belaufen.

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SZ vom 23.06.2020
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