Süddeutsche Zeitung

Reimraum:Kreisen um sich selbst

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Als "Ferdinand fka Left Boy" lässt Ferdinand Sarnitz sein alter Ego hinter sich. Um ihn selbst geht's trotzdem noch.

Von Anna Weiß

"Get high, so I can get low, I'm Jack Sparrow when i smoke dro", schallte es 2011 plötzlich aus dem Internet zu dem gesampelten Musikthema der Filmreihe "Fluch der Karibik". Dort veröffentlichte der Rapper Left Boy das Stück "Jack Sparrow", benannt nach dem Film-Piraten.

Dieser Left Boy trug im Musikvideo Sonnenbrillen und Selbstbewusstsein, die Regie führte er selbst. Die Bearbeitung: Ferdinand Sarnitz. Wer? Auch er selbst: Sarnitz aka Left Boy, Jahrgang 1988, Österreicher, innerhalb kürzester Zeit international erfolgreich. Das lag zum einen daran, dass er der Sohn des Künstlers André Heller ist, zum anderen an seinen Rap-Künsten sowie dem Fakt, dass er sich ungefragt an den Musikstücken bediente, die er sampelte. Nach einer Zeit in den USA führte er, zurück in Europa, Interviews oft auf Englisch. Das alles sorgte dafür, dass Left Boy entweder als arroganter Typ mit dreisten Tricks oder als genialer Freak mit dreisten Tricks wahrgenommen wurde.

Die Textinhalte: klassisches Rap-Material, Frauen, Statussymbole, Drogen, Party, der Lifestyle, mit einem Anspruch auf Ironie (ein Song heißt "Healthy Ego"). Diese Themen variierte Sarnitz in Singles, seinem Debütalbum "Permanent Midnight", dem Nachfolger "Ferdinand" und Mixtapes. Wendepunkte in der Karriere 2018 der erste Song auf Deutsch "Bitte brich mein Herz nicht Baby" sowie die Umbenennung in "Ferdinand fka Left Boy".

Das neue Album "Alles ist vergeben", ist als erstes in deutscher Sprache aufgenommen. "Ferdinand bleibt immer in rotation, so lang die Welt sich dreht", heißt es in "Ich bin back", einem poppigen Angeber-Stück. "Die ganze Welt dreht sich um mich, denn ich bin nur ein Egoist", ironierte ein anderer Österreicher namens Falco lange vor Ferdinand. Neu ist das Umsichselbstkreisen nicht, aber wird die Muße aufgebracht, vermeintliche oder tatsächliche (Selbst-)Ironie eines privilegierten jungen Mannes zu hören, liefert "Alles ist vergeben": Es flowt, ab und zu gibt's Wiener Schmäh und a bissl an Autotune. Die neuen Stücke spielt Sarnitz am Freitag im Rahmen von "Thank you, Left Boy - a Tour by Ferdinand" in der Tonhalle. Am Tag darauf hat der Künstler Geburtstag und lässt sich vielleicht ganz unironisch feiern.

Thank you, Left Boy - a Tour by Ferdinand, Fr, 16. Dez., Beginn 20 Uhr, VVK € 30 / AK € 37, München, Tonhalle

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