Süddeutsche Zeitung

Corona:OB Reiter kritisiert Aufhebung der Impfpriorisierung scharf

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Die neue Strategie sei "wieder einmal der dritte Schritt vor dem ersten", sagt Münchens Oberbürgermeister. Das Impfzentrum operiere "gezwungenermaßen" seit Monaten auf Sparflamme. Die kurze Hoffnung, die Stadt habe die 50er-Inzidenz unterschritten, hat das RKI schnell korrigiert.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat die Aufhebung der Priorisierung ab 7. Juni kritisiert. Das sei "wieder einmal der dritte Schritt vor dem ersten", denn gleichzeitig sei der Stadt vom bayerischen Gesundheitsministerium mitgeteilt worden, dass das Impfzentrum in Riem in den nächsten Wochen kaum noch Erst-Impfungen durchführen wird können, damit genug Impfstoff für die Zweitimpfungen zur Verfügung steht.

"Das ist nicht die Strategie, die ich mir vorstelle", so Reiter in einer Pressemitteilung, "und erfüllt auch nicht das, was uns Kommunen von Monat zu Monat immer wieder aufs Neue zugesagt wurde: Im März, nein im April, nein im Mai, nein jetzt aber wirklich: Im Juni soll es endlich ausreichend Impfstoff für alle geben, die sich gegen Corona impfen lassen wollen."

Das Impfzentrum operiere "gezwungenermaßen" seit Monaten auf Sparflamme, und jede Woche wisse die Stadt wieder nicht, mit wie viel Impfstoff die Impfzentren verlässlich rechnen können. Die Ankündigung, die Impfpriorisierung aufzuheben, wecke falsche Erwartungen bei den Menschen, Enttäuschung seien da "vorprogrammiert", so Reiter.

Indes gab es am Dienstag Verwirrung um den Münchner Inzidenzwert: Am Morgen vermeldete das Robert-Koch-Institut, die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche sei in der Stadt auf 46,2 gesunken - und damit erstmals seit Anfang März unter den Grenzwert von 50, der weitere Lockerungen möglich machen würde.

Am Vormittag wurde dann allerdings der Wert korrigiert und machte damit Hoffnungen auf schnelle Lockerungen wieder zunichte: Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt demnach bei 53,8. Warum zunächst eine falsche Zahl für München gemeldet worden war, war zunächst unklar.

Der Schwellenwert 50 ist entscheidend für die Frage, welche Einschränkungen gelten. Unterschreitet die Inzidenz an fünf aufeinanderfolgenden Tagen den Wert von 50, können dann am zweiten Tag Lockerungen in Kraft treten. Wäre der Wert am Dienstag also tatsächlich schon unter 50 gesunken, hätte die Stadt ab Pfingstmontag einzelne Maßnahmen lockern können. Unter 50 können Kitas zum Beispiel wieder den normalen Betrieb aufnehmen und Geschäfte können mit entsprechenden Hygienekonzepten wieder für Kunden öffnen.

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