Süddeutsche Zeitung

Kundgebung zum Weltfrauentag:"Wir Frauen fordern Frieden!"

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Am 8. März ist internationaler Frauentag. In München ruft ein Bündnis aus verschiedenen Organisationen jedes Jahr zur Kundgebung auf. Doch es ist nicht immer möglich, einen Ton zu treffen, mit dem alle einig sind.

Von Leon Lindenberger

Am Freitag ab 17 Uhr füllen Tausende Menschen den Marienplatz - die meisten von ihnen sind Frauen, fast alle eher jung. Zu dieser Kundgebung am "Internationalen Frauen*Kampftag" hat das "Münchner Aktionsbündnis 8. März" aufgerufen. Das Sternchen auf dem Poster soll signalisieren, dass es bei dieser Demonstration selbstverständlich um die Belange aller Frauen geht.

Die erste Rede hält Silvia Schwarz von der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit - allerdings mit ein paar Minuten Verspätung. "Das Rathaus-Glockenspiel haben wir bei der Planung vergessen", sagt sie und lacht.

In ihrer Rede betont Schwarz das Leid von Mädchen und Frauen in Kriegsgebieten: "Wir verurteilen aufs Schärfste den Überfall der Terrororganisation Hamas." Sexualisierte Gewalt gegen Frauen werde im Krieg gezielt zur Demütigung des Gegners eingesetzt, besonders drastisch habe man das am 7. Oktober sehen können. Im Anschluss kritisiert Schwarz das Vorgehen der israelischen Regierung, deren Gegenangriffen im Gaza-Streifen vor allem Frauen und Kinder zum Opfer fielen. Mit Blick auf die Kriege und Konflikte sei eines besonders wichtig: "Wir Frauen fordern Frieden!"

Schwarz' offene Solidarisierung mit den Opfern der Hamas quittiert eine propalästinensische Gruppe neben dem Fischbrunnen mit lauten Buhrufen. Monika Seiler, ebenfalls Mitglied der Frauenliga, nimmt dies zum Anlass, in der Anmoderation der nächsten Bühnenrede ein Banner aus der Menge besonders hervorzuheben. "Hört auf, hört zu!", steht dort unter einem Regenbogen. "Wenn hier eine Frau auf der Bühne steht, dann will ich, dass Ihr ihr zuhört", sagt Seiler. Genau darum gehe es an diesem Tag.

Neben der Forderung nach Frieden liegt der Schwerpunkt der diesjährigen Kundgebung auf der Care-Arbeit. "Uns geht es darum, dass Erziehung, Bildung und Pflege besser bezahlt werden - oder überhaupt bezahlt werden", sagt Sigrid Daus, Betriebsrätin bei der München Klinik. "Es fehlt ganz grundsätzlich an Wertschätzung", gerade für viele Tätigkeiten, die traditionell Frauen zugeschrieben würden. Daus steht heute als Verdi-Mitglied auf der Bühne - auch Gewerkschaften gehören dem Aktionsbündnis an. Kurz nach Daus' Rede hallt Trommelschlag über den Marienplatz, mehrere Tausend Menschen setzen sich zum Marsch durch die Isarvorstadt in Bewegung. Die Veranstalter schätzen, dass es in der Spitze etwa 6000 waren. Die Polizei spricht von 4500 Teilnehmenden.

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