Süddeutsche Zeitung

Theater-Vorschau:Was das Hofspielhaus in der neuen Saison zu bieten hat

Lesezeit: 2 min

Neun Premieren im kommenden halben Jahr - die meisten davon sind komplett eigene Produktionen: Christiane Brammer präsentiert das Programm des Hofspielhauses.

Von Oliver Hochkeppel

Man kann sich das Hofspielhaus wie eine Theater-Compagnie alten Schlages vorstellen: eine große Künstler-Familie. Und so waren beim Pressefrühstück zur Vorstellung der neuen Saison fast alle da: Moses Wolff, der künstlerische Direktor so vieler Stücke und Sparten, Haus-Kabarettist André Hartmann, Leon Sander, Darsteller in aktuell gleich vier laufenden Produktionen, Veronika Eckbauer, das "Mädchen für alles" hinter, aber auch mal auf der Bühne ist, dazu ein Dutzend maßgeblich Beteiligte der kommenden Premieren. Und natürlich Christiane Brammer, die Mutter der Kompanie, die mit gewohnter Verve das Programm vorstellte.

" Neun Premieren werden wir im nächsten halben Jahr haben, mehr als die Staatsoper," erklärte sie stolz. "Musik und Theater sind so wichtig, so unser Leben, dass ich auf vieles verzichten kann, aber darauf nicht." Dass sich das zum Glück aufs Publikum übertragen hat, zeigte schon eingangs der Blick auf die erfolgreichen Produktionen, die ganz ohne Premiere auf dem Spielplan stehen. Vom "Sängerkrieg der Hasenheide", inzwischen ein Kult-Familienstück, bis zum mit dem "Deutschen Privattheaterpreis" dekorierten Solo "Der Kontrabass".

Dann ging es richtig und Schlag auf Schlag los mit Kostproben der kommenden neuen, zumeist komplett eigenen Kreationen. Anna Knott und Jacqueline d'Arc (alias Gaston Florin), begleitet von Stephan Reiser, begannen schwungvoll mit Auszügen aus der Musikrevue "Kitsch-o-mania", die am 25. Januar Premiere hat. André Hartmann führte gewohnt kalauernd mit der Sängerin Anna Perwein (hinterher stieß Regisseurin Franziska Reng dazu, die auch diverse Tätigkeiten im Haus ausübt) in sein Duo "Ein Klavier sieht rot" ein (ab 2. Februar) - seine fünfte Premiere am Hofspielhaus, und das dritte Stück, zu dem Fritz Tiller die Musik und Texte geschrieben hat. Auch ein Familienmitglied, das sonst die "extrem beliebt gewordene" (Brammer) Jazzreihe leitet.

Bei "Tango Tango!" verwandelt sich das Hofspielhaus in das Vorzimmer eines argentinischen Bordells

Norbert Groh am Klavier, Esther Schöpf an der Geige und Sängerin Katarina Morfa spielten zwei Stücke aus "Tango Tango!" (ab 1. März), einer von Stephan Reiser zusammengestellten Revue, die Bach mit Piazzolla zusammenbringt und bei der sich das Hofspielhaus "in das Vorzimmer eines argentinischen Bordells verwandelt", wie Brammer lustvoll ergänzte. Georg Büttel führte ein, als Regisseur dieser Revue wie auch von "Loriots Dramatische Werke" (ab Juni).

"Kontrabass"-Darsteller Michael A. Grimm erzählte von der kommenden Dominik-Wilgenbus-Inszenierung von Yasmina Rezas Bühnenhit "Kunst". Fast die kompletten Ensembles liefen von den zwei vielleicht aufwändigsten Eigenproduktionen auf: "Irgendjemand wartet immer", ein Stück von Erhard Dietl und SZ-Redakteurin Barbara Hordych über die unkontrollierbare Bilderflut unserer Zeit, an der menschliche Beziehungen nur scheitern können (Premiere am 28. März). Und "Sag mir, wo die Blumen sind - Es war einmal ein Mensch, genannt Peer Gynt", eine Produktion des von Sascha Fersch geleiteten Jugendclubs, mit dem sich das Haus auch am "Flower Power-Festival" beteiligt.

So viel war geboten, dass Chris Kolonkos neue Travestie-Show (ab 20. April) oder Ecco Meineckes satirischer Jahresrückblick (26. Januar) gar nicht mehr an die Reihe kamen. Fazit der bunten zwei Stunden: Ein kleines Theaterhaus mit großer Familie und kultureller Rundumversorgung - schön, dass es so etwas noch gibt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5729703
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.