Süddeutsche Zeitung

Katholische Kirche:Erzbistum München muss sparen

"Es darf keine Tabus geben": Das Erzbistum München und Freising zieht auch die Schließung von Kirchen in Betracht.

Das Erzbistum München und Freising hat das Jahr 2020 ohne Verlust abgeschlossen. Die Corona-Pandemie habe die Erzdiözese "nicht so massiv getroffen" wie zunächst befürchtet, sagte Generalvikar Christoph Klingan bei der Vorstellung des Finanzberichtes am Donnerstag in München. Die Gewinn- und Verlustrechnung weist bei einer Bilanzsumme von rund 3,7 Milliarden Euro einen Überschuss von 33 Millionen Euro aus; 2019 waren es noch 93 Millionen Euro gewesen.

Für das laufende Haushaltsjahr rechnet die Erzdiözese mit einem Minus; prognostiziert wird ein Fehlbetrag von gut zwölf Millionen Euro. Diese Aussicht zwingt zum Sparen. Dabei dürfe es "keine Tabus geben", so Klingan. Selbst Kirchenschließungen sind nicht ausgeschlossen. Das Bistum müsse prüfen, "ob wir überhaupt alle Kirchen halten können", sagte der Generalvikar.

Unter Umständen komme auch eine Mischnutzung für Gottesdienste und andere Veranstaltungen infrage. Wie die knapper werdenden Ressourcen künftig eingesetzt werden sollen - dazu läuft ein sogenannter "Gesamtstrategieprozess". Dieser soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Deutliche Spuren bei den Kirchensteuereinnahmen hinterlassen inzwischen die vielen Kirchenaustritte - und das, obwohl die Erzdiözese von einem regionalen Effekt profitiert: dem Zuzug nach Oberbayern.

Insgesamt bleibt die Erzdiözese eine der wohlhabendsten in Deutschland. Die stillen Reserven sind nach wie vor groß. Allein die Beteiligung am Immobilienvermögen des Katholischen Siedlungswerks hatten zum Jahresende 2020 einen Schätzwert von 618 Millionen Euro. Das bedeutet ein Plus von fast 130 Prozent in sechs Jahren.

Kirchensteuereinnahmen

2021 (Prognose)615 Millionen Euro

2020647 Millionen Euro

2019665 Millionen Euro

2018645 Millionen Euro

2017640 Millionen Euro

2016590 Millionen Euro

2015570 Millionen Euro

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