Süddeutsche Zeitung

Cavalluna-Park:Wellness im Pferde-Spa

Lesezeit: 4 min

Kinder und ihren Familien können im Cavalluna-Park die Tiere ganz aus der Nähe erleben - noch bis Ende September. Danach ist erst einmal Schluss

Von Barbara Hordych, München

Mario, der schwarz-weiß gescheckte Tinker, bewahrt die Ruhe. Wie es sich für einen Kaltblüter gehört. Obwohl sich eine ganze Schlange wartender Kinder vor dem "Pferde-Spa", dem Wellness-Bereich im Cavalluna-Park, gebildet hat. Sie alle beobachten, wie "Guide" Stefanie Kufner den Tinker abbürstet, einshampooniert und abduscht. Und dann das Beste daran: Die Kinder dürfen herantreten und ihr helfen. "Für das Gesicht nehmen wir einen Waschhandschuh, das ist für Mario angenehmer, als ihm den Kopf mit dem Wasserschlauch abzuspritzen", erklärt Kufner. Die Kinder nicken. Klar, das verstehen sie: Wer möchte schon so einen Strahl ins Gesicht bekommen?

Momentan noch läuft das Programm im Cavalluna-Park ganz regulär, noch bis Ende September können Kinder hier die Pferde ganz aus der Nähe erleben. Danach aber ist erst einmal Schluss, weil chinesische Investoren wegen des Handelskriegs zwischen den USA und China ihr Geld abgezogen haben, wie der Geschäftsführer Johannes O'Hara erklärte.

Für die kleinen Besucher Emma, Nils und Ida sowie ihre Mütter ist die große Weltpolitik an diesem Tag fern. Die Kinder seifen das Pferd jetzt mit vorsichtigen Bewegungen ein. "Das ist extra Pferdeshampoo", erklärt Betreuerin Kufner den Vier-bis Sechsjährigen. Gut, dass Mario wie eigentlich alle Tinker ein sanftes Wesen besitzt und sehr gutmütig ist. "Seit 10 Uhr sind wir hier", erklärt Sabine Ostermeier, eine der Mütter. "Und bis jetzt gab es keine Minute Langeweile." Für die Kinder sei das hier super, sagt ihre Freundin Stephanie Maksymiw und lacht. Vom Ponywettrennen über die Darbietungen der verschiedenen Reiter-Equipes draußen auf dem Paradeplatz, die Kutschfahrt im Eselswagen, das Pferdekino, die Kinder-Uni sowie den Vortrag "Pferde der Welt" mit Besuch im Stall: "Es wird wirklich eine Menge geboten, kaum ist die eine Station beendet, kommt schon eine Lautsprecherdurchsage, bei welcher Station man weitermachen kann", sagt Maksymiw.

Trotz Ferien macht das Lernen hier offensichtlich Spaß. Jedenfalls hat Catherine Jones, die im Themenpavillon "Pferde der Welt" über die Jahrtausende alte Geschichte der verschiedenen Rassen berichtet, die sich aus dem Ur-Pferd "Eohippus" entwickelt haben, bestimmt dreißig eifrige junge Zuhörer. Die nicht nur Ur-Pferdchen in Gestalt des Plüschtiers "Maroni" Streicheln dürfen, sondern auch im Anschluss im Stall heutige Pferderassen begutachten können. Draußen auf dem Paradeplatz kann man indes die unterschiedlichen Reitweisen kennenlernen: Gerade zeigen Paul und Anthony von der spanischen Equipe Sebastian Fernández die traditionelle Hirtenreitweise mit den "Garrochas" genannten langen Holzstäben. Eine Stunde später sind es vier Dressur-Reiter der portugiesischen Equipe Valenca, die in landestypischer Tracht ihre Künste in der klassischen "Hohen Schule" vorführen.

Die Trickreiterin Emma Tytherleigh hingegen ist zu Fuß im Park unterwegs, an einer Leine führt sie ihr Pony Rocko mit sich. Das wäre in Spanien beinahe im Schlachthof gelandet, erzählt Cavalluna-Sprecherin Selina Nickel. Als sie für die erste Show "Equila" in Fröttmaning engagiert wurde, brachte sie Rocko kurzerhand mit. Tytherleigh ist ein gutes Beispiel für die Internationalität der Reiterteams: Geboren ist sie in Wales, wo ihre Eltern eine der größten Reitschulen Englands besaßen; sie lebt in Spanien, reitet aber für die französische Equipe der Hasta Luegos.

Täglich sind es andere Showreiter, die noch bis Ende September draußen im Park für jeweils rund 20 Minuten ihr Können vorführen. Die "Guides" wiederum arbeiten an der Schnittstelle zwischen Besuchern und Reitern, vermitteln das Wissen drumherum. Wer es ganz genau wissen will, kann zusätzlich zu Doktor "Kardätsche" in die Kinder-Uni gehen und sich zu den Themen Fressgewohnheiten, Anatomie und Pflege fortbilden.

Eine Frage, die viele der jungen Besucher interessiert: Wie wird man "Guide" im Park? "Eigentlich habe ich im Winter 2017 in der Gastronomie angefangen, als die erste Show Premiere hatte und der Park noch gar nicht fertig gestellt war", erzählt Kufner, die wie alle Betreuer gut erkennbar in Jeans und hellblauem Polo-Shirt im Park unterwegs ist. Damals war das für die Sozialpädagogikstudentin ein Nebenjob. "Als dann aber 2018 der Park eröffnet wurde, fragte man die Mitarbeiter, wer von uns Erfahrung mit Pferden habe und sich vorstellen könne, mit Kindern zu arbeiten". Da Kufner, die in ihrer Freizeit gerne reitet, inzwischen ihren Abschluss gemacht hatte, "war es für mich perfekt", sagt die 25-jährige, die - derzeit noch - hauptberuflich im Cavalluna Park arbeitet.

Und den kleinen Besuchern auf dem 50 000 Quadratmeter großen Gelände zur Hand geht, wenn sie mit den Vierbeinern in Kontakt kommen wollen - beispielsweise bei der Ponyfarm, bei der Anfassen erwünscht ist. Und auch Rocko eine Heimstatt gefunden hat. Verwechseln solle man das Konzept des Erlebnisparks indes nicht mit einer Reitschule: "Sich auf die Pferde zu setzen, ist bei uns nicht möglich", erklärt Selina Nickel.

Die rund 500 Besucher, die an diesem Ferientag in den Park gekommen sind, können ihr Programm selbst zusammenstellen. "Allein der Spielplatz ist eine Attraktion", sagt Maksymiw. Von dem zwölf Meter großen Holzpferd, in das man hineinklettern könne, hätten ihre Kinder lange nicht weggewollt. In der Nähe haben sie dann auch die mitgebrachte Verpflegung verzehrt. "Ganz billig ist es natürlich nicht, als Erwachsener mit zwei Kindern muss man schon mit rund fünfzig Euro rechnen". Weiterempfehlen würde sie den Erlebnispark trotzdem. "Viele kennen ihn ja noch gar nicht - wir sind heute auch zum ersten Mal da. Mine Kusine war hier und hat mir den Flyer mitgebracht", sagt Maksymiw.

Was hat ihren Kindern nun am besten gefallen? "Das Pferdewaschen", sagen Ida und Nils sofort. "Und das Pferdekino", ergänzt Emma. Da ging es um die Freundschaft zwischen den heimlichen Stars von Cavalluna, dem riesigen Shire-Horse Barkley, 1,88 Meter großer Vertreter der größten Pferderasse der Welt, und dem 1,20 Meter kleinen Eselchen Bertl. In ihrer "Shire-Esel-WG" ist trotzdem der kleine Bertl der Boss: Er geht als erstes zum Heu und verlässt als erster die Box.

Einen Kritikpunkt haben die beiden Mütter allerdings. "Wir fanden es nicht gut, dass sie das Eis in Plastikbechern verkaufen", sagt Sabine Ostermeier. Alles auf dem Gelände sei schön in Holz gehalten. "Da sollte man doch meinen, dass sie es hinbekommen, das Eis zumindest in wiederverwertbaren Behältern zu verkaufen." Jedenfalls haben sie und ihre Freundin ihren Kindern erklärt, dass es heute hier kein Eis gebe. Dem Spaß habe das keinen Abbruch getan, die Kinder hätten es anstandslos akzeptiert.

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Quelle:
SZ vom 29.08.2019
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