Süddeutsche Zeitung

Bezirksausschuss:Tauziehen um alte Schlosserei in Forstenried

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Das ortsprägende Gebäude soll unter Denkmalschutz gestellt werden, um in letzter Minute den Abriss zu verhindern.

Von Jürgen Wolfram

Lässt sich der Abriss eines historisch bedeutsamen Gebäudes verhindern, indem es auf den letzten Drücker unter Denkmalschutz gestellt wird? Im Fall der alten Kunst- und Bauschlosserei Pollinger in Forstenried will es der Bezirksausschuss Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln wenigstens versuchen. Mit Mehrheit verabschiedete das Stadtteilgremium einen Dringlichkeitsantrag, in dem die Denkmalschutzbehörden aufgerufen werden, die Ausweisung der Schlosserei als Einzelbaudenkmal zu prüfen und eine benachbarte ehemalige Tankstelle, die heute als Werkstatt dient, gleich mit.

An die Lokalbaukommission richtet sich der Appell, entsprechende Vorbescheidsanträge für deren Abbruch und den Neubau einer Wohnanlage vorerst auf Eis zu legen. Unterstützt wird der Bezirksausschuss in seinem Vorgehen vom Historischen Verein Forstenried.

Die Anwesen, um die es geht, befinden sich an der Forstenrieder Allee 146, 146a, 144b sowie an der Fritz-Baer-Straße 2. Vor allem die Schlosserei ist geschichtlich relevant für den Stadtteil. Sie existiert seit 1866 und markierte einst den Ortseingang von Forstenried. Seit 1936 fertigt der Meisterbetrieb für Kunst- und Bauschlosserei hier in dritter Generation Vergitterungen, Toranlagen, Geländer, Zäune und manches mehr. Nach den Plänen des Grundeigentümers soll die Schlosserei, wie auch die Nachbargebäude, zwei Mehrfamilienhäusern weichen. Die Johann Pollinger GmbH kündigt auf ihrer Homepage bereits "mit Bedauern" an, bis Jahresende den Betrieb einzustellen. Es wäre das Ende eines der ältesten Handwerksbetriebe der Stadt.

Dieser Entwicklung wollen die Lokalpolitiker und der Historische Verein Forstenried nicht tatenlos zusehen. Für sie ist der Erhalt der Schlosserei höher zu bewerten als der Bau von ein paar Wohnungen. Die Ausweisung des Betriebs an der Forstenrieder Allee 146 als Baudenkmal würde sich aus ihrer Sicht bestens in eine Straße fügen, an der sich bereits andere geschützte Bauwerke befinden, wie der Derzbachhof, der Sitz des staatlichen Forstbetriebs oder die alte Schule, die schon Ludwig Thoma besucht hat. Die Entscheidung der Behörden in dieser Angelegenheit ist offen, einstweilen wird der "dringliche" Wunsch des Bezirksausschusses geprüft.

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