Süddeutsche Zeitung

Contact Tracing Team:Stadt streicht massiv Stellen bei der Corona-Erfassung

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Das "Contact Tracing Team" betreibt ohnehin keine Kontaktnachverfolgung von Covid-19-Erkrankten mehr. Nun sollen die Stellen drastisch gekürzt werden - von 362 auf nur noch 35.

Von Anna Hoben

Der Name ist verwirrend: Immer noch gibt es beim Gesundheitsreferat ein sogenanntes Contact Tracing Team (CTT). Anders als der Name suggeriert, betreiben die Beschäftigten dort allerdings keine Kontaktnachverfolgung von Covid-19-Erkrankten mehr. Mittlerweile geht es hauptsächlich noch darum, positive Testergebnisse zu erfassen und zu melden. Ziemlich gut ausgestattet ist das Team immer noch, mit zuletzt bis zu 362 Vollzeitstellen. Von Januar an wird dies drastisch reduziert, auf dann 35 Stellen. Das hat der Stadtrat am Mittwoch beschlossen. Das verkleinerte Team soll zunächst bis Ende März im Einsatz sein.

Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD) hatte eine Reduzierung auf 135 Stellen vorgeschlagen. Das war der grün-roten Koalition jedoch noch viel zu viel. Mit 35 Stellen könnten die verbliebenen Aufgaben gut umgesetzt werden, sagte Clara Nitsche (Grüne). Auch Klaus Peter Rupp (SPD) sagte, das reiche aus.

Scharfer Widerspruch kam von Stefan Jagel (Linke), der sich "fassungslos" zeigte. Er kritisierte vor allem den Umgang mit den Mitarbeitern, die kurz vor Weihnachten erführen, dass sie nicht mehr gebraucht werden. Außerdem gebe es immer noch viele Aufgaben in der Corona-Erfassung. Hans Theiss (CSU) schloss sich der Einschätzung an. Angesichts der Wellen in den vergangenen beiden Wintern sei es sinnvoll, zwei Millionen Euro für eine Vorsichtsmaßnahme auszugeben und 135 Stellen zu belassen. Jörg Hoffmann (FDP) sprach sich komplett gegen eine Beibehaltung des CTT aus.

Warum es noch gebraucht wird? Mit der Abschaffung der Isolationspflicht, so argumentiert das Gesundheitsreferat, entfielen zwar viele Aufgaben. Die gesetzlich vorgeschriebene Hauptaufgabe, positive Testergebnisse zu melden, bleibe aber erhalten. Auch der Arbeitsaufwand zur Betreuung der Kliniken sowie Alten- und Pflegeeinrichtungen bleibe bestehen.

Mit 35 Stellen werde man es nicht mehr schaffen, die Corona-Zahlen taggenau zu melden, warnte die stellvertretende Gesundheitsreferentin Susanne Herrmann. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) rechnete zum Schluss vor, bei den aktuellen Fallzahlen müsse ein Mitarbeiter künftig etwa acht bis neun Meldungen pro Tag bearbeiten. "Das halte ich für vertretbar."

Und die Menschen, die nun kurzfristig ohne Job dastehen? Personalreferent Andreas Mickisch (SPD) versicherte, man wolle allen, die Interesse haben, eine Perspektive für eine Weiterbeschäftigung bei der Stadt bieten - zum Beispiel im Sozialreferat für die Bearbeitung von Wohngeld-Anträgen oder bei der Verkehrsüberwachung im KVR.

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