Süddeutsche Zeitung

Leute des Tages:Münchnerin verkauft Särge als Möbel

"Alle meine Produkte sind schon zu Lebzeiten zu verwenden", sagt Lydia Gastroph. Ihre Schwester inspirierte die Bestatterin und Begräbniskünstlerin zu ihrem Konzept.

"Ich will auf gar keinen Fall in so einen hässlichen Sarg." Das sagte die Schwester der Münchner Bestatterin Lydia Gastroph, bevor sie starb. Für Gastroph war das der Ansporn, zusammen mit Künstlern modernere Särge und Urnen zu gestalten, die man schon vor dem Tod als Möbelstück nutzen kann: als Schrank, Truhe oder Vase zum Beispiel. "Alle meine Produkte sind schon zu Lebzeiten zu verwenden", sagt die 64-Jährige. Ihre Schwester wurde dann auch im Schrank beerdigt. In den Sarg-Schrank könne man vorher zum Beispiel Erinnerungsstücke stellen, ein Musiker habe darin seine Bach-Partituren gelagert, andere ihre Tagebücher. Das Tabuthema Tod könne so schon ins Leben geholt werden, sagt Gastroph. Es sei beruhigend zu wissen, was das letzte Zuhause sein werde. "Ich war auf vielen Beerdigung und empfand alles einfach als nicht zeitgemäß: die Urnen, die Musik, die langweiligen Trauerreden, die schrecklichen Bestattungsinstitute mit ihren Vorhängen, in die man nicht hineinwill."

So beschloss die gelernte Goldschmiedin, auch Bestatterin zu werden. In München hat sie seit Kurzem den Pop-up-Laden mit dem Projektnamen "Schneewittchen oder der Tod und die Schönheit" genau hinter dem Rathaus, den sie zusammen mit der Modedesignerin Barbara Weigand betreibt. In dem Laden gibt es neben dem Sarg-Schrank für 3400 Euro auch eine Urne in Form eines Hauses für 590 Euro oder ein Spitzenkleid zum sofort Anziehen - nicht erst im Sarg.

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