Süddeutsche Zeitung

Ausstellung:Die Vergessene

Das Trafo zeigt Werke der jüdischen Künstlerin Maria Luiko, nach der in München eine Straße benannt wird.

"Ich habe seit einem Jahr nichts mehr gemalt", schreibt Maria Luiko im Juni 1939 an Schalom Ben-Chorin nach Palästina. Anders als der Religionswissenschaftler steckt die Künstlerin in München fest, alle Fluchtversuche nach Israel, England oder in die USA sind gescheitert. Luiko, 1904 als Marie Luise Kohn geboren, erduldet alle Schikanen, die Juden in diesen Jahren in Nazi-Deutschland widerfahren. Die Grafikerin und Puppenbauerin wird aus dem Reichsverband der Deutschen Künstler verstoßen und mit Ausstellungsverbot belegt, man stempelt ihr das "J" in den Pass, sie muss den Vornamen Sara tragen, sie wird enteignet und aus der Wohnung geworfen. 1941 dann die "Evakuierung": Am 25. November ist Maria Luiko unter den Menschen, die bei Massenerschießungen in Kaunas ermordet werden. Lange war sie vergessen in ihrer Heimatstadt, nun will man ihr eine Straße widmen. Die Hilblestraße, bislang benannt nach einem wüsten NS-Bürokraten, soll fortan ihren Namen tragen. Aus diesem Anlass zeigt das Trafo-Stadtteilkulturzentrum nun Grafiken, Bilder, Dokumente und Fotos zu Ehren der Künstlerin. Vernissage ist dort am Donnerstag, 11. November, 19 Uhr.

Maria Luiko "So süßlichen Kitsch, das kann ich nicht", bis 25. November, täglich von 10 bis 18 Uhr, Trafo, Nymphenburger Straße 171a/RGB

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5453577
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/czg
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.