Süddeutsche Zeitung

Maxvorstadt:Neue Rolle für das Arri-Areal

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Von Alfred Dürr, Maxvorstadt

Bisher sind die Kameras für Hollywoodfilme oder Fernsehproduktionen auf dem Arri-Gelände an der Türkenstraße hergestellt worden. Doch mit dem Umzug des weltweit agierenden Filmtechnik-Unternehmens in die neue Konzernzentrale an die Herbert-Bayer-Straße in der Parkstadt Schwabing ändert sich einiges auf dem traditionsreichen Areal in der Maxvorstadt. Was dort mit den freigewordenen, rund 10 000 Quadratmeter umfassenden Flächen passiert, steht fest.

Für einen Teil des Münchner Stadtmuseums, das in den kommenden Jahren umfassend saniert werden soll, werden drei Komplexe im Inneren des Firmengeländes zum Ausweichquartier. In den Büros und Restaurierungsateliers werden 100 Mitarbeitern von Juli an tätig sein. Die Stadt hat den Mietvertrag über zehn Jahre abgeschlossen. Ebenfalls zehn Jahre läuft der Vertrag mit der Münchner Verlagsgruppe, die sich auf Sachbücher aller Art spezialisiert und bisher ihre Adresse an der Nymphenburger Straße hat. Zu diesem Unternehmen gehören die Verlage Riva, mvg, Lago, FinanzBuch, Redline, avm und mi-Wirtschaftsbuch. Am 1. April ziehen die Abteilungen Lektorate, Vertrieb, Herstellung, Grafik und Presse an die Türkenstraße.

Für den Standort habe die zentrale Lage mit guter Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel gesprochen, außerdem die räumliche Nähe zur Konzern-Muttergesellschaft Bonnier Media an der Friedrichstraße. Auch die inhaltliche Nähe von Buch und Film sei ein Grund für den Umzug dorthin gewesen, berichtet Arri-Sprecher Heiko Meyer.

Thematisch völlig anders sieht es beim dritten Mieter in einem Vorderhaus an der Türkenstraße aus. Dort wird es nämlich von Juli an einen Ableger des Tropeninstituts am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität mit den Bereichen Verwaltung, Forschung und Lehre geben. Da das Thema globale Gesundheit immer wichtiger wird, wächst das Tropeninstitut, das seinen Sitz an der Leopoldstraße hat. Der klinische Bereich mit der tropen- und reisemedizinischen Ambulanz sowie den Laboren ist weiterhin am bisherigen Ort.

Es gibt also deutliche Veränderungen, aber das Gelände zwischen Adalbert-, Türken- und Rambergstraße bleibt auch für Arri ein Standort, sagt Unternehmensvorstand Markus Zeiler. Das betrifft den Geschäftsbereich, der sich mit der Postproduktion, also der endgültigen Fertigstellung von Filmen, befasst. Darunter war auch das letzte Werk des vor Kurzem verstorbenen Regisseurs Joseph Vilsmaier "Der Boandlkramer und die ewige Liebe". Es bleiben außerdem die Arri-Medizintechniksparte und die nach einem Umbau Ende 2018 eröffneten Astor-Kinos mit drei Sälen. Die bisherigen anderen privaten und gewerblichen Mieter, darunter Filmproduktionsfirmen, werden ebenfalls bleiben.

Das gewohnte Erscheinungsbild des Areals ändere sich also nicht radikal, sagt Zeiler. Die Räume sollen ohne großen Aufwand den Bedürfnissen der Mieter, die man mit Freude als neue Nachbarn begrüße, angepasst werden. Eine der größeren Baumaßnahmen dürfte der Austausch eines kaputten Dachs werden.

Trotz des neuen Hauptquartiers, das im Mai offiziell eröffnet wird, gibt es am Stammsitz keine Luxuswohnungen und edle Büroflächen. Eine totale bauliche Neustrukturierung und Veränderung des Quartiers, in dem 1917 die Erfolgsgeschichte des Unternehmens begann, findet nicht statt. "Wie sich die Situation in zehn Jahren darstellt, ist eine andere Frage", sagt Zeiler.

Ein Großteil der Mitarbeiter ist schon im Gebäude in der Parkstadt, das dort mit seiner Klinkerfassade und den großen Fenstern einen architektonischen Akzent setzt. Auch die Oscars und die anderen Auszeichnungen, die Arri für seine Produkte bekommen hat, haben die Türkenstraße verlassen. Sie befinden sich in einem sicheren Zwischenlager und werden demnächst im Foyer der Zentrale ausgestellt.

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Quelle:
SZ vom 19.02.2020
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