Süddeutsche Zeitung

Müllvermeidung:Ökologisches aus Plastiktellern

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Als erster Stand auf dem Viktualienmarkt bietet die Suppenküche ein Pfandsystem. Zehn Euro Pfand müssen Kunden hinterlegen, dafür können sie die Teller "auch schmutzig zurückbringen".

Von Heiner Effern

Die tiefen Teller sind lila, aus hartem Plastik, und sie sollen die Stadt ein Stück ökologischer machen. Als erster Stand auf dem Viktualienmarkt und zumindest einer der ersten gastronomischen Betriebe Münchens bietet die dortige Suppenküche gegen Pfand ein Geschirr an, in dem man Speisen nach Hause oder auch zur Mittagspause in die Arbeit mitnehmen kann. Wie bei Kaffeebechern schon länger üblich soll auf diese Weise der Müll aus Einwegverpackungen reduziert werden. Suppenküchen-Chef Manfred Kneifel ist mit dem Start sehr zufrieden. Etwa 100 Gäste am Tag nehmen Suppen mit, jeder fünfte nutze bereits das neue Mehrweg-Angebot, sagte er bei der Präsentation des Geschirrs in seinem Betrieb. Zehn Euro Pfand müssen Kunden hinterlegen, dafür können sie die Teller "auch schmutzig zurückbringen".

Die für den Viktualienmarkt zuständige Kommunalreferentin Kristina Frank freut sich über das Angebot. "Damit können wir Vorreiter sein." Das Vermeiden von Müll passe bestens zu einem Markt, in dem viele heimische Produkte verkauft werden. Nun gelte es, "so schnell als möglich so viele Restaurants wie möglich" zum Mitmachen zu animieren. "Dann wird es erst wirklich gut funktionieren." Als ebenfalls für die Müllentsorgung zuständige Referentin hat sie Zahlen dabei, die bewusst machen sollen, wie dringend ein solches Pfand-Geschirr benötigt wird. Die Münchner produzieren laut Frank so viel Müll, dass man damit in einer Stunde die Bavaria füllen könne, an einem Tag das Siegestor und in einer Woche einen Turm der Frauenkirche.

Auch wenn das Angebot von Mehrwegtellern zum Mitnehmen deshalb sehr naheliegend klingt, einfach gestaltete es sich für den Gastronom Kneifel nicht. Denn im Gegensatz zu Bechern gibt es kaum Pfandgeschirr, das den hohen Anforderungen gerade durch heiße Suppe gewachsen ist. Schließlich fand sich ein Unternehmer aus der Schweiz. Das Material müsse sehr stabil sein, die Teller sollten eineinhalb Jahre im Umlauf sein, sagte Thorben Bechtolt, Geschäftsführer der Firma Recircle in Deutschland. 15 bis 17 Mal müsse das Geschirr mindestens genutzt werden, um eine bessere Ökobilanz als die Einwegkonkurrenz vorweisen zu können. Besonders knifflig ist die dichte Verpackung durch einen Plastikdeckel, damit die Suppe in der Tasche oder im Rucksack nicht ausläuft. Beim Vorführen zumindest ließ sich der geschlossene Suppenteller trocken auf den Kopf stellen.

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Quelle:
SZ vom 07.11.2019
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