Süddeutsche Zeitung

Müll:Drei riesige Pappbecher zur Müllvermeidung

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Die Stadt will die Zahl von Einwegbechern reduzieren und stellt fast fünf Meter hohe Becher auf - diese Füllmenge trinken die Münchner jeden Tag aus Coffee-to-go-Bechern.

Von Marco Wedig

Es fängt ja beim Namen an: Pappbecher - das klingt harmlos, so als ob sich das Behältnis ganz einfach recyclen ließe. Doch der Pappbecher besteht nicht nur aus Pappe. Die Innenseite ist mit Kunststoff beschichtet, und meist kommt noch ein Plastikdeckel oben drauf. Ein paar Minuten wird der Becher benutzt, dann landet er im Mülleimer. 190 000 Mal passiert das in München. Jeden Tag.

Zahlen wie diese kann sich niemand vorstellen. Deswegen ließ sich die Stadt München zur Veranschaulichung etwas einfallen: Drei riesige Einwegbecher werden in den nächsten Tagen das Stadtbild verunstalten - auf dem Marienplatz, am Stachus und am Harras. Die fast fünf Meter hohen Mahnmale haben die Füllmenge, die die Münchner jeden Tag aus Coffee-to-go-Bechern trinken. "München hat's satt" , so lautet der Slogan mit dem der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) in den Kampf gegen die Pappbecherflut zieht. Für den AWM sind Einwegverpackungen ein großes Problem, weil ihr Volumen die städtischen Mülleimer überquellen lässt.

Hinzu kommen die ökologischen Konsequenzen: Die Deutschen benutzen laut Deutscher Umwelthilfe jedes Jahr 2,8 Milliarden Einwegbecher. Dafür werden 43 000 Bäume gefällt, 1,5 Milliarden Liter Wasser verbraucht und 3 000 Tonnen Rohöl verarbeitet. Nach der Verwendung werden die Becher, da sie meist in öffentlichen Mülleimern landen, verbrannt.

Dabei gibt es längst Alternativen. Recup heißt eine. Bereits 180 München Cafés nutzen dieses Pfandsystem. Der Kunde zahlt für den Hartplastikbecher einen Euro Pfand, erhält auf den Kaffee sogar Rabatt und kann das Gefäß bei jedem teilnehmenden Café wieder einlösen. Dort werden sie gespült und wiederverwendet.

Passantin Evelyn Bahrjany, die während des Kampagnenstarts am Probierstand von Recup vorbeischlendert, ist skeptisch. "Bei meinem Bäcker um die Ecke kann ich das aber nicht abgeben", sagt sie. Überhaupt hat sie kein Verständnis für die To-go-Kultur. "Bei uns gab es so was früher nicht. Da hat man sich zum Kaffeetrinken ins Café gesetzt." Melanie Bauer, eine weitere Passantin, wirkt überzeugter. Aus ökologischen Gründen hat sie zwar oft ihren eigenen Mehrwegbecher dabei, aber halt nicht immer. Daher sei der Recup-Becher in ihren Augen schon eine gute Alternative. Zudem würden sich manche Cafés weigern, selbstmitgebrachte Gefäße zu füllen. Doch auch in diesem Fall gibt es bereits eine Lösung: einfach nach den Cafés mit der Aufschrift "Coffee to go again" Ausschau halten.

OB Dieter Reiter (SPD) sprach sich bei der Vorstellung der neuen AWM-Kampagne von jeglicher Schuld frei. Er trinke keinen Coffee-to-go, doch sehe er den Konsum bei seinen Mitarbeitern. Immerhin: Die Becher kommen nicht aus der eigenen Kantine. Denn die Stadt will mit gutem Beispiel vorangehen und verbannte die Einwegbecher aus den Dienstgebäuden, den Schulen, Mensen und Büchereien.

Kommunalreferent Axel Markwardt wies daraufhin, dass die Stadt München erfahren in Sachen Abfallvermeidung ist. Ende der 80er verursachte jeder Oktoberfestbesucher noch zwei Kilo Müll, mittlerweile sind es 200 Gramm.

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Quelle:
SZ vom 07.10.2017
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