Süddeutsche Zeitung

Mord im Glockenbachviertel:Rätselhafter Tod einer Millionärin

Lesezeit: 2 min

Charlotte Böhringer, die in einem Penthouse über ihrer Parkgarage lebte, wurde Opfer eines Unbekannten.

Susi Wimmer

Ihre Penthouse-Wohnung war stark gesichert, Bekannte sagen, dass sie immer "sehr, sehr vorsichtig" gewesen sei - am Ende allerdings hat alles nichts genützt: Dienstagabend fanden Angestellte die Leiche der 59 Jahre alten Parkhausbesitzerin Charlotte Böhringer.

Die vermögende Witwe und Unternehmerin, die sich in Adelskreisen und auf Society-Veranstaltungen bewegte, wurde laut Polizei in ihrer Wohnung mit einem "scharfrandigen, schweren Gegenstand" erschlagen. "Man kann davon ausgehen, dass die Frau dem Täter die Türe geöffnet hat, da es keinerlei Aufbruchsspuren gibt", sagt Josef Wilfling, Leiter der Mordkommissionen. Zu Verdächtigen sowie zum Tatmotiv machte die Kriminalpolizei gestern keine Angaben.

Die Angestellten des Parkhauses an der Baaderstraße 6 waren verwundert: Den ganzen Dienstag über hatte sich ihre Chefin nicht sehen lassen. Etwas beunruhigt gingen sie gegen 19 Uhr mit einem Zweitschlüssel, den zwei Vertrauenspersonen im Büro verwahrten, nach oben in die Penthouse-Wohnung. Die großzügigen Dachgeschossräume liegen über dem mehrgeschossigen Parkhaus.

Keine Kampfspuren

Sie sind über einen Aufzug erreichbar, der direkt in die Wohnung führt, über einen Feuerfluchtweg am Dach oder über eine Türe aus dem Parkhaus. Die Angestellten fanden die Tote nahe der Wohnungstüre auf dem Boden liegend. Wie die Obduktion ergab, muss ihr der Täter mit einem schweren Gegenstand seitlich und von hinten so schwere Kopfverletzungen zugefügt haben, dass sie daran starb.

Noch am Abend rückte die Mordkommission an. Was das Motiv anbelangt, tappen die Polizisten im Dunklen. "Ein Sexualdelikt kann ausgeschlossen werden", sagt Polizeisprecher Markus Dengler. Und offenbar kam der Angriff für Charlotte Böhringer überraschend: Es gibt keine Kampfspuren. Allerdings wurde die Wohnung durchsucht.

Laut Polizei waren Schubladen und Schränke geöffnet und durchwühlt. Ob etwas fehlt, und wenn ja, was, war gestern noch nicht klar. Der Tresor blieb unberührt. Ob der oder die Täter es auf ihren Schmuck abgesehen hatten, ist ebenfalls unklar.

Die gebürtige Ungarin Charlotte Böhringer ist seit dem Tod ihres Ehemannes alleinige Besitzerin des markanten Parkhauses an der Baaderstraße, nahe dem Isartor.

Viele der Stellplätze sind dauervermietet, die Frau gilt als mehrfache Millionärin und soll einige Mietshäuser in ganz Deutschland besitzen. Nach Auskünften von Freunden lebte sie alleine. Ihr einziger Verwandter ist ein Neffe, der als Jurist tätig ist.

Letztes Lebenszeichen

Ein Parkhaus-Angestellter war vermutlich der letzte, der ein Lebenszeichen von ihr hörte: Der Mann telefonierte am Montagabend gegen 18.15 Uhr mit Charlotte Böhringer. Etwa drei Stunden später versuchte ein Bekannter mehrmals, sie zu erreichen. Die 59-Jährige meldete sich nicht mehr auf die Anrufe - auch nicht am nächsten Tag. Am Abend dann fanden die Angestellten ihre Leiche.

Was das Motiv anbelangt, "wird in alle Richtungen ermittelt", so Dengler. Geld könnte eine Rolle spielen, es könnte Rache gewesen sein oder eine Beziehungstat. Die Polizei sucht Zeugen, die Montagabend am Parkhaus Verdächtiges beobachteten oder Charlotte Böhringer kennen.

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Quelle:
SZ vom 18. Mai 2006
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