Süddeutsche Zeitung

Moosach:Jazz beim Hautarzt

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Die achte Musiknacht im Viertel führt das Publikum zu ungewöhnlichen Orten und Künstlern, etwa in einen Friseursalon, wo Juristen und Mandanten Coversongs spielen. Historische Shuttlebusse fahren die Spielstätten an, mancher Gast bleibt einfach sitzen

Von Anita Naujokat, Moosach

32 Locations und damit so viele wie noch nie öffnen für die achte Moosacher Musiknacht am Samstag, 14. September, ihre Türen. Ganz neu dabei sind allein neun Veranstalter: der Kunsttreff, die Volkshochschule, der Stadtteilladen, die Bar "Mondfee", das Seydlitz-Stüberl, die Radlgarage, eine Arztpraxis, der kleine Galerieladen in der Borstei und das Löwe & Panther. Und natürlich freuen sich die Organisatoren Julia Schönfeld-Knor und Elke Riesenkönig vom Pelkovenschlössl für den Gesamtverein, Günther Frohnauer von der "Die Linie 1" sowie der Liedermacher Michael Bohlmann, dass auch Meermaids Waschsalon wieder dabei ist, der im Vorjahr sein Debüt gegeben hat. Auch ihm wohne eine ganz besondere Atmosphäre bei, sagt Schönfeld-Knor.

"Dieses Jahr wird noch einmal bunter", sagte Schlössl-Geschäftsführerin Schönfeld-Knor bei der Vorstellung des Programms. Zwar habe Moosach nicht allzu viele Kneipen für Nachtschwärmer, dafür aber viele andere für Musik eher ungewöhnliche Orte. Und genau das mache auch den besonderen Charme der Moosacher Musiknacht aus. Denn jeder Veranstalter kümmert sich selbst um Raum und Musik. Und dies offenbare auch dessen eigenen Charakter wie den der Spielstätte, sagt Schönfeld-Knor.

Rock also in der Einhorn-Apotheke, Melodien aus verschiedenen Ländern in der Gartenlaube, Zeitreisende im Tanzstudio "BewegGrund", Bayrisch-Mundart und Balkan-Style im Fotostudio und international besetzter Jazz aus Amerikas großem Songbook in der Hautarztpraxis. Außergewöhnlich wie so mancher Spielort sind auch die Biografien mancher der rund 120 auftretenden Künstler. So haben sich sechs Juristinnen und Juristen, ein Rechtspsychologe und ein Mandant vor drei Jahren zur Coverband "Family Court Convention" zusammengetan und sind im Friseursalon zu hören. Und mit Manuel Satzger findet sich in der Band "Since April" ein echtes Moosacher Gewächs, der sich 2012 als 15-Jähriger in der Veranstaltungsreihe "Open Stage" im Pelkovenschlössl allein auf der Bühne einem Publikum präsentierte. Selbst für eingefleischte Musiknacht-Fans ist Abwechslung garantiert: Bis auf fünf Gruppen und Künstler sind alle anderen erstmals bei der Musiknacht dabei. Natürlich sind auch in diesem Jahr wieder die klassischen Spielstätten mit von der Partie: vom Pelkovenschlössl über den "Alten Wirt", das Secondhand-Kaufhaus Diakonia und Sankt-Martin bis hin zum Weinkistl und ASZ; einzig die Heilig-Geist-Kirche und die Stadtbibliothek pausieren.

In den historischen Shuttlebussen, einem MAN, Baujahr 1980, und einem sechs Jahre jüngeren Neoplan/Deutz, beide zusammen bringen mehr als 1,5 Millionen Kilometer auf den Buckel, unterhalten Birgit Otter am Akkordeon und Franky mit Gitarre und Mundharmonikas. Die Zubringer zu den Spielstätten seien so beliebt, dass manch ein Musikfan gar nicht aussteigt, sondern sich die halbe Nacht in ihnen herumkutschieren lässt, berichtet Günther Frohnauer. Er hat sich wieder der alljährlichen Herausforderung gestellt, den Fahrplan zusammenzustellen. Die Aufgabe sei wegen der drei Locations Friseur, Kunsttreff und Dillinger auf der anderen Seite der Bahnlinie nicht kleiner geworden.

"1 Nacht, 2 Busse mit Musik, 2 Partys, 32 Locations" startet in den meisten Spielstätten um 20 Uhr. Mit einem Band zum Preis von fünf Euro können alle Veranstaltungen besucht werden. Das Programm beginnt immer zur vollen Stunde für jeweils 40 Minuten, sodass Zeit zum Wechseln ist (Programm unter www.pelkovenschloessl.de). Beinahe wären es sogar noch mehr Orte geworden. Denn erstmals wollten sich Interessenten aus anderen Stadtteilen anschließen. Für dieses Jahr ist daraus noch nichts geworden - die Organisatoren sind aber nicht abgeneigt. "Es ist doch schön zu merken, dass man nicht mit dem Lasso herumrennen muss, um Locations einzufangen", so Schönfeld-Knor.

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SZ vom 05.09.2019
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