Süddeutsche Zeitung

Moosach:Abkürzung über den Westfriedhof

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Der Hauptweg soll testweise für Radfahrer freigegeben werden

Von Anita Naujokat, Moosach

Für die einen bietet es sich geradezu an, andere sehen darin die Verletzung einer besonderen Kultur: den Hauptweg durch den Westfriedhof in Nord-Süd-Richtung als Radweg freizugeben. Beantragt hatte dies die SPD, nicht alle stimmten zu. Vorstellbar sei eine Route über die vom Wintrichring abgehende Bodenbreitenstraße, den Hauptweg entlang, der dann in Höhe der Sadelerstraße in die Baldurstraße einmündet, erläuterte Hanna Kammermaier, die zusammen mit Riad el Sabbagh die SPD-Fraktion führt.

Damit würde eine kurze Verbindung zwischen den Stadtteilen Moosach, Gern und weiter Richtung Rotkreuzplatz geschaffen. Durch den Westfriedhof radeln zu dürfen, sei ein Wunsch von Bürgern und auch Friedhofsbesuchern, da damit Gräber auf dem weitläufigen Gelände leichter erreichbar seien. Derzeit darf nur geschoben werden. Umgesetzt werden soll der Radweg über das Städtebauförderungsprogramm "Soziale Stadt".

René Hanschke (Grüne) forderte ergänzend, den Radweg baulich so zu gestalten, dass keine Konflikte entstehen, und eine naturschonende Beleuchtung bei Nacht etwa über Bewegungsmelder einzusetzen. Laut Angelika Bueb (CSU), Vorsitzende des Unterausschusses Verkehr, ist der Radweg ein Teilprojekt der "Sozialen Stadt". Mit dem Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) sei ausgemacht, den Weg testweise für zwei Jahre für Radler freizugeben. Dabei solle aber eine "Vorfahrtsregelung für Trauerzüge" gelten. Die CSU würde zustimmen, aber nur unter der Prämisse "probeweise". Jörg Breyer (Freie Wähler) erachtete einen Radweg allein wegen der schieren Größe der Anlage für sinnvoll.

Das sehen nicht alle so: Rollstuhlfahrer und Kinderwagen unterstütze er ja, sagte Axel Stoßno (FDP). Aber ein Friedhof sei ein sehr spezieller Ort. Er rate ab, aus dem Hauptweg eine Fahrradstrecke oder auch einen Schulweg machen zu wollen. Und auf keinen Fall solle dort nachts hindurchgeradelt werden dürfen. "Die Friedhofsruhe ist eine kulturelle Angelegenheit." Auch Matthias Helmer (AfD) wandte sich gegen den Antrag. Auf dem Friedhof hielten sich vorwiegend ältere und alte Menschen auf, denen Radler gefährlich werden könnten. Wenn der Friedhof für sie geöffnet werde, "kontrolliert das kein Mensch". Zudem seien genügend Verkehrswege für Radler, auch kürzere, Richtung Rotkreuzplatz vorhanden. "Es ist nicht nötig, eigens einen neuen anzulegen." Letztlich nahm das Gremium den Antrag mehrheitlich bei sieben Gegenstimmen an.

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SZ vom 06.10.2020
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