Süddeutsche Zeitung

Molotow-Cocktails:Brandanschlag auf Asylunterkunft

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Drei Jugendliche wollten die noch leer stehenden Hallen anzünden

Drei Jugendliche aus München haben versucht, in der Nacht zum Freitag das im Bau befindliche Flüchtlingsheim an der Neuherbergstraße im Harthof anzuzünden. Am folgenden Morgen entdeckten Bauarbeiter einen Brandschaden an einem Heizungsschlauch, später fand die Polizei die Überreste eines Molotowcocktails sowie eine unversehrte Flasche, die ebenfalls mit Brandbeschleuniger gefüllt war. Am Abend fiel einer Zivilstreife eine Gruppe Jugendlicher auf, die sich der Flüchtlingsunterkunft näherte. Bei der Personenkontrolle entdeckten die Beamten Brandbeschleuniger und Feuerzeuge. Nach der Festnahme gaben die drei Tatverdächtigen, zwei 16-Jährige und ein 17-Jähriger, an, sie hätten das Flüchtlingsheim abfackeln wollen, um den Bau zu verzögern. Weil die Molotowcocktails wirkungslos geblieben seien, hätten sie den Heizungsschlauch entzündet. Nachdem auch dies gescheitert war, wollte das Trio den bisherigen Ermittlungen zufolge in der Nacht zum Samstag erneut versuchen, das Gebäude in Brand zu stecken. Laut Polizei gibt es bislang kein Hinweise, dass die Verdächtigen der rechten Szene angehören. Der Ermittlungsrichter hat sie mittlerweile wieder auf freien Fuß gesetzt.

Aktionen gegen Flüchtlingsheime sind im Stadtbezirk nichts Neues. In der gerade im Bau befindlichen Unterkunft an der Thalhoferstraße flogen Steine auf Baumaschinen. Auch an der Neuherbergstraße 28 wurden während der Bauphase Baumaschinen beschädigt. "Ich habe immer befürchtet, dass es dort auch irgendwann einmal weiter gehen könnte und Menschen verletzt werden", sagt Ruth Huber, die Beauftragte gegen Rechtsextremismus im Bezirksausschuss. Zum Glück sei das jetzt nicht passiert. "Vielleicht bringt so ein Anschlag von Jugendlichen die Leute endlich zur Besinnung", hofft Huber jetzt. Sie appelliert an die Bevölkerung und besonders an die Nachbarn von Flüchtlingsunterkünften, gut aufzupassen und sich nicht zu scheuen, bei Vorkommnissen die Polizei anzurufen. Die Informationsveranstaltung zur Neuherbergstraße 28 war im Dezember ruhig und konstruktiv verlaufen. Die Unterkunft soll für maximal 24 Monate in drei Leichtbauhallen Platz für 280 Menschen bieten.

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SZ vom 07.03.2016 / wg, ole
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