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Mittlerer Ring München:Stadtrat will Tunnel an Landshuter Allee

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Die nächste Röhre in München soll durch Neuhausen führen. Die FDP beklagt Verschwendung, die Grünen wollen Tunnel ganz verhindern - mit Hilfe der Bürger.

Von Dominik Hutter, München

In der Debatte über weitere Tunnel am Mittleren Ring zeichnet sich immer deutlicher ab, welche Röhre als nächste das Rennen machen wird: die an der Landshuter Allee. Sowohl CSU-Fraktionschef Hans Podiuk als auch dessen SPD-Pendant Alexander Reissl machten am Montag klar, dass sie Sympathie für die von Stadtbaurätin Elisabeth Merk vorgeschlagene Prioritätensetzung haben.

Dann hätten die Anwohner der Tegernseer Landstraße das Nachsehen - was nicht nur politische, sondern vor allem fachliche Gründe hat: Denn die Experten des Planungsreferats halten die Realisierbarkeit der Tela-Röhre für "sehr fraglich", es wimmelt von technischen Schwierigkeiten, die erst noch gelöst werden müssten. Über den geplanten Tunnel am Isarring, also durch den Englischen Garten, will Merk den Stadtrat separat entscheiden lassen. Dieser soll mit Hilfe des Freistaats wie auch von Spendern finanziert werden.

Die geplanten Tunnel würden keine Verkehrsprobleme lösen

"Es muss jetzt eine Entscheidung fallen", mahnt Podiuk, dessen Partei seit Jahren den weiteren Ausbau des Mittleren Rings fordert. "Aus unserer Sicht für die Landshuter Allee". Auch Reissl drückt aufs Tempo - und verbindet dies mit Kritik an der Arbeitsweise des Planungsreferats. Obwohl schon seit sieben Jahren Untersuchungen liefen, seien noch immer viele Fragen offen, klagt der SPD-Politiker. Die Anbindung der Arnulfstraße an die neue Röhre etwa, die den Nutzen des Bauwerks für die Autofahrer deutlich erhöhen könnte.

Dieser Punkt ist von großer Bedeutung. Denn daran hapert es bei Münchens aktuellen Tunnel-Planungen: Anders als die in der Vergangenheit gebauten Ring-Röhren würden die aktuellen Varianten keine Verkehrsprobleme lösen. An der Landshuter Allee gibt es schon jetzt keine einzige Ampel mehr; an der Tegernseer Landstraße ließe sich allenfalls das unübersichtliche Nadelöhr in Richtung Chiemgaustraße verbessern. Die Experten halten dann aber wegen der höheren Attraktivität für Autofahrer zusätzlichen Verkehr und damit sogar mehr Staus für möglich.

FDP kritisiert die rot-schwarze Rathausspitze als finanzpolitische "Traumtänzer"

Ansonsten stehen bei beiden Röhren vor allem der Schutz der Anwohner und die Verschönerung des Stadtbilds im Mittelpunkt. Um Zuschüsse von Land und Bund zu bekommen, ist das alles andere als ideal. Auch die Zusatzspur am Isarring ist unabhängig vom Tunnelbau. Sie wird ohnehin gebaut, ober- wie unterirdisch.

"Es ist richtig, dass die Landshuter Allee die Nummer eins ist", findet auch Michael Mattar. Nur: Aus Sicht des FDP-Manns ginge alles auch ein paar Nummern kleiner. München entscheide sich allzu oft für die Luxusvariante. "Wir brauchen aber pragmatische Lösungen, die uns wirklich voranbringen."

Mattar findet, dass es ausreicht, den bestehenden Tunnel an der Landshuter Allee einfach ein Stück zu verlängern. Und nicht abzureißen und komplett neu zu bauen, wie es das Planungsreferat vorhat. Finanzpolitisch seien CSU und SPD "Traumtänzer". Eine Abwägung, was sich die Stadt überhaupt leisten könnte, finde in den Mehrheitsfraktionen nicht mehr statt. "Nebulös" findet Mattar die Pläne für die Röhre am Isarring. Es sei nicht wirklich ersichtlich, wie es an dieser Stelle nun eigentlich weitergehen soll.

Über den Tela-Tunnel sollen die Bürger entscheiden

Für die Grünen hingegen haben nicht Tunnel, sondern Radfahrer, Fußgänger und der MVV Priorität. In diese Bereiche gelte es zu investieren, findet Fraktionschef Florian Roth. Die Stadt könne "nicht auch noch milliardenteure Autotunnel finanzieren". Nach Roths Rechnung kommen "bis zu 500 000 Euro je lärmgeschützten Anwohner" zusammen, wenn man die Baukosten auf den erhofften Effekt der Röhren umlegt.

Um neue Tunnel am Mittleren Ring zu verhindern, denken die Grünen über einen Bürgerentscheid nach - entsprechende Pläne hat der Stadtvorstand bereits Ende Juli bekanntgegeben. "Wer Tunnel sät, wird Verkehr ernten", warnte Stadtchefin Heidi Schiller. Für die Tegernseer Landstraße ist auch im Bündnispapier von CSU und SPD ein Bürgerentscheid vorgesehen. Bei der Landshuter Allee wurde hingegen schon ein prinzipielles Ja vereinbart.

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SZ vom 22.09.2015
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