Süddeutsche Zeitung

Mit Gerti im Fraunhofer Theater:Ein bisschen Schoppenstube

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Musik, Gesang und Gäste aus allen Schichten: Vier Monate nach Schließung der Schoppenstube will Wirtin Gerti Guhl das alte Flair nochmal heraufbeschwören. Im Gespräch erzählt sie, was an einem solchen Abend nicht fehlen darf.

Von Sebastian Krass

Vier Monate ist es inzwischen her, dass die Fraunhofer Schoppenstube zugemacht hat. Wirtin Gerti Guhl kündigte damals an, von Zeit zu Zeit an anderen Orten Abende mit Musik zu veranstalten. Am Donnerstag, 31. Oktober, ist es zum ersten Mal so weit: und zwar im Theater im Fraunhofer, gelegen in der gleichnamigen Straße Hausnummer 9.

SZ: Vierzig Jahre lang haben Sie sechs Tage die Woche nachts gearbeitet. Was macht Ihr Biorhythmus?

Gerti Guhl: Tagsüber bin ich immer viel unterwegs. Aber nachts ist es schwierig, ich kann einfach nicht immer schlafen. Ich bin immer noch umgedreht. Gerade letzte Nacht war es wieder gar nicht gut. Besser ist es, wenn ich verreise. Ich war mal zwei Tage in Franken bei Freunden, die ich aus der Schoppenstube kenne. Oder ich war zu Besuch in Wien und in Graz, auch alles Gäste von früher. Da habe ich immer wunderbar geschlafen.

Und wie vertreiben Sie sich die Tage?

Ich habe ja viele Freunde, gehe ins Kino und Konzerte. Das ist schon alles schön. Einmal im Monat treffe ich mich im Hofbräuhaus mit Musikern, die ich kenne. Aber zu Hause bin ich oft allein, mit meinen zwei Katzen. Gerade abends ist es ein bisschen schwierig, da ist ja bei mir in Germering um zehn schon alles dunkel.

Sind Sie denn manchmal auch nachts in München unterwegs?

Ich habe mir ein paar Sachen angeschaut, aber es ist ja nirgendwo so wie bei uns. Es gibt halt nichts, wo nachts alle Schichten zusammenkommen. Und gerade vor ein paar Tagen war ich bei einem Freund in seinem Café, aber da ist am späten Abend eben auch nicht so viel los, so ganz ohne Gesang und ohne Musik. Und außerdem muss ich ja immer die letzte S-Bahn erwischen.

An diesem Donnerstag gibt es wieder Musik und Gesang. Was erhoffen Sie sich vom Abend?

Dass die Leute mal wieder zusammenkommen, damit nicht alles, was die Schoppenstube ausgemacht hat, auseinanderfällt.

Wer macht die Musik?

Die Gerner Zipflklatscher kommen, die Schicksalscombo und vielleicht auch der Thomas, der bei uns immer mal ausgeholfen hat - und bestimmt noch einige andere.

Warum das Theater im Fraunhofer?

Eine Idee war, die Abende in der Nähe von dort zu machen, wo die Schoppenstube war. Im Hey Luigi in der Holzstraße wollten wir es machen, aber das hat bisher noch nicht geklappt. Das Fraunhofer hatte ich schon lang im Auge, die sind nur so ausgebucht. Deshalb hat es ein bisschen gedauert, bis ich mit dem Wirt Beppi Bachmaier einen Termin gefunden habe.

Eine Frage stellt sich natürlich: Wie lang geht's denn überhaupt?

Wahrscheinlich nur bis 24 Uhr, dann darf ja wegen des Feiertags am Freitag keine lustige Musik mehr gespielt werden. Aber deshalb fangen wir auch schon um 19 Uhr an.

Es klingt, als hätten Sie noch Energie. Haben Sie den Gedanken, doch noch einmal etwas aufzumachen irgendwo?

Ach, ich habe mir insgesamt 32 Lokale angeschaut. Aber was die vorigen Betreiber alles wollten! Die einen wollten 100.000 Euro Ablöse, die anderen 168.000 Euro für Ikea-Möbel. Dabei bräuchte ich ja das Mobiliar und die Gäste von früher gar nicht. Es war mir dann irgendwann zu stressig, nachdem ich bei den Besichtigungen immer wieder enttäuscht worden bin.

Ich habe alles versucht, dass wir zusammenbleiben. Aber so etwas wie die Schoppenstube gibt's nicht mehr. Es ist halt so. Und auch wenn der Druck und die Verantwortung nicht mehr da sind, es geht mir schon ab. Aber ich bin sehr stolz, dass ich das so lang leiten konnte. Jetzt wollen wir am Donnerstag einfach einen netten Abend haben, ein bisschen wie früher.

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Quelle:
SZ vom 30.10.2013
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