Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Die Highlander vom Hasenbergl

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Münchner Achtklässler wandern durch Schottland

Von Simon Schramm

An diesem Mittwoch ist es soweit: Noah Bachleitner wird sich auf die zehntägige Reise begeben, auf die er und seine Mitschüler seit einem halben Jahr hinarbeiten. Das Ziel: der West Highland Way, ein berühmter Wanderweg im mittleren Schottland. 13 Kinder der Willy-Brandt-Gesamtschule fliegen am Mittwochvormittag von München auf den nördlichsten Teil der britischen Insel. Schon am Nachmittag nach der Ankunft geht die Wanderung los.

Mindestens 19 Kilometer am Tag wollen die Schüler der achten Klasse schaffen und so fast die gesamte Strecke von etwa 150 Kilometern ablaufen, jeden Tag zelten in der Wildnis, Mücken vertreiben, sich vielleicht mal eine Zecke einfangen, keine Süßigkeiten, kein Smartphone. "Ich werde sehen, wie ich mich anstrengen muss, wenn ich die ganze Zeit wandere", beschreibt Noah das Erreichen von Grenzen und die Erkenntnisse, die er auf der Reise gewinnen will. "Ich hoffe, dass ich mein Englisch verbessere, wenn ich mit den Einheimischen rede. Und auch die Natur sei ihm wichtig.

Hintergrund der Reise ist die Arbeitsgruppe "Herausforderung" der Schule. Die Schüler werden von zwei wandererfahrenen Lehrern begleitet, die den Weg durch Schottland auch vorgeschlagen haben. Der Wanderweg ist bekannt für seine gemischten Schwierigkeitsgrade. Zu Beginn eher im flachen Gelände, führt er nach und nach in die "Highlands" - das aber erwähnt Noah, 13, gar nicht, wenn er von der Reise erzählt. Er freut sich darauf, schon in den ersten Wandertagen neue Menschen kennen zu lernen. "Man trifft Menschen, mit denen man sich unterhalten kann - darüber, wo die schon gewandert sind zum Beispiel." Zweiter Fokus: die Erfahrung in der Gruppe. In Dreier-Gruppen werde die Last verteilt, erklärt Noah: Einer nimmt die Schlafsäcke, einer sammelt die Zelte, einer die Schmutzwäsche. "Man kann nicht einfach sagen, ich habe keine Lust mehr und in die U-Bahn steigen, sondern man muss weiterlaufen. Das ist der Ansporn, abgeschnitten von der Zivilisation sein", beschreibt Noah die Herausforderung.

Zur Vorbereitung haben die Schüler im Internet recherchiert, Reiseführer gewälzt und bei drei Probewanderungen ihre Leistungsfähigkeit getestet, zum Beispiel am Olympiaberg. "Wir haben unsere Rucksäcke mit Gewichten gefüllt und sind den Berg hoch." Das Ergebnis dieses Trainings: "Ich war entweder zu schnell oder zu langsam, verglichen mit den anderen, ich muss gucken, dass ich gut mit den anderen mitlaufe." Noah hat Erfahrung, schon bei zwei Wanderungen in den Alpen ist er mitgelaufen. Und dabei im Freien übernachtet? "Nein, das mache ich zum ersten Mal."

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Quelle:
SZ vom 04.06.2018
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