Süddeutsche Zeitung

Maximiliansanlagen:Aus dem Maxwerk soll ein Café werden

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Es ist ein Kraftwerk, wirkt aber wie eine italienische Villa - und könnte künftig eine Wirtschaft beherbergen: Die Stadtwerke wollen das Maxwerk an der Isar zu einem gastronomischen Betrieb umbauen. Doch bis dahin kann es noch dauern.

Von Katja Riedel

Er habe keinen Menschen gekannt, der so voller Tatendrang war, sagte der damalige Noch-Wirtschaftsreferent und jetzige OB Dieter Reiter (SPD) Ende März, nach dem plötzlichen Tod des Augustiner-Chefs Jannik Inselkammer. Kurz vor seinem Skiunfall in Kanada habe ihm Inselkammer noch begeistert von einem Projekt erzählt, so Reiter. Er plane ein Augustiner-Wirtshaus in einem alten Gebäude an der Isar. Nun ist klar, um was für ein Projekt es sich dabei handelte: Nach SZ-Informationen überlegte Inselkammer gemeinsam mit Stadtwerke-Chef Florian Bieberbach, das historische Maxwerk, ein Wasserkraftwerk in den Maximiliansanlagen, die offiziell zum Englischen Garten gehören, zu einer Gastronomie umzubauen.

Und Bieberbach scheint das Projekt weiter voranzutreiben. Der ockergelbe Bau, der nahe der Isar an einem Spazierweg gelegen ist, wirkt mitnichten wie ein industrieller Zweckbau, sondern eher wie eine italienische Villa - ein wahres Schmuckstück, das Bieberbach gerne zu einem noch schöneren und vor allem für die Öffentlichkeit nutzbareren aufwerten möchte.

Bürgermeister Schmid findet die Idee "sehr charmant"

Ein Sprecher der Stadtwerke (SWM) bestätigte, dass man derzeit "in einem frühen Stadium" prüfe, ob es möglich ist, Teile des Wasserkraftwerkes über dessen eigentliche Funktion hinaus gastronomisch zu nutzen. Die SWM müssten sich dazu jedoch zunächst mit anderen Beteiligten abstimmen. Es gelte, denkmalschutz- und baurechtliche Auflagen zu berücksichtigen.

Das Kraftwerk wird auch in der Landesdenkmalliste geführt: als "zweigeschossiger natursteingegliederter Gruppenbau in neubarocken Formen mit turmartigem Aufbau, Risaliten, Attika-Balustrade, nördlichem Flachgiebelanbau und eingefriedeten Pergolen", wie es in der Beschreibung heißt. Die SWM müssen darum zunächst mit der Lokalbaukommission und mit dem Landesamt für Denkmalpflege sprechen, bevor sie genauere Pläne erarbeiten. Zudem müsste auch mit der Stadt verhandelt werden.

Sympathien hat das Projekt nicht nur beim alten Wirtschaftsreferenten, sondern auch bei dessen Nachfolger Josef Schmid (CSU). Der Zweite Bürgermeister findet die Idee "sehr charmant", so Schmid. "Mehr urbanes Flair am Isarufer würde München gut zu Gesicht stehen." Allerdings müsse man erst die Prüfungsverfahren abwarten, bei denen zwischen den Vorteilen einer solchen Nutzung und dem Anwohner- und Naturschutz abgewogen werden müsse. Augustiner wollte sich auf Anfrage nicht zu den Plänen äußern.

Nach SZ-Informationen gibt es aber auf beiden Seiten große Sympathien für das Projekt. Verträge sind jedoch noch nicht unterzeichnet. Bevor sich etwa die Dachterrasse als Biergarten nutzen ließe, müsste in und um die Immobilie herum jedoch noch einiges erledigt werden: Das Haus bräuchte nicht nur einen neuen Anstrich, sondern eine komplett sanierte Fassade, auch die Decken müssten ertüchtigt werden.

Bisher fehlen auch noch Versorgungsleitungen für Strom und Wasser. Diese könnten die SWM zwar einfach selbst legen - jedoch nicht ohne die Genehmigung der Schlösser- und Seenverwaltung, die für den Englischen Garten und dessen Schutz zuständig ist. Ganz einfach ist es auch deshalb nicht, eine Gaststätte in dem Gebäude einzurichten, weil die Turbinen in Betrieb bleiben werden. Ihr lautes Wummern ist auch in angrenzenden Räumen zu hören.

Gebaut wurde das Maxwerk 1894, seit 1895 verwandeln die Turbinen die Kraft des Auer Mühlbachs in Strom. Es hat eine Leistung von 0,41 Megawatt.

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Quelle:
SZ vom 09.08.2014
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