Lufthansa-Personalsuche: Luftnummer für den Job

"Ticket für den Traumjob" vom 6. November:

Unter "Casting" versteht man eigentlich ein Vorsprechen/-singen/-tanzen. Ich finde es schon ziemlich lächerlich und größenwahnsinnig, wenn die Lufthansa um prosaische Bewerbungsgespräche für eine völlig unkünstlerische Tätigkeit so ein Brimborium macht. Oder meint sie vielleicht, dass man für den Umgang mit nervenzerfetzenden, unhöflichen und uneinsichtigen Fluggästen Schauspieltalent benötigt? Will man vielleicht den Hype um den ach so begehrenswerten Traumberuf Flugbegleiter auffrischen und den Bewerbern suggerieren, dass sie der Lufthansa geradezu auf Knien danken sollten, wenn sie einen der Jobs ergattern? Soll das Gefühl, was ganz Besonderes zu sein, von schlechten Arbeitskonditionen ablenken?

Und die Süddeutsche? Sie glorifizieren das Ganze auf einer halben Seite. Es ist bekannt, dass Fliegen klima- und umweltschädlich ist, infernalischen Krach verursacht und Landschaft zerstört. Warum widmen Sie diesem Thema nicht öfter mal eine halbe bis ganze Seite? Angesichts der Schäden, die die Klimaerwärmung jetzt schon anrichtet, sollten Sie endlich Tacheles reden und den Menschen klarmachen, dass jeder, der in Urlaub fliegt, persönlich mit schuld ist am Abschmelzen von Gletschern, Versauern der Ozeane, Versinken von Südseeinseln, et cetera. Und falls, wie ich befürchte, die Unvernunft Seehofers und Kerklohs siegt, natürlich auch am Bau der unseligen dritten Startbahn. Susanne Tillich, München