Süddeutsche Zeitung

Vor der  Landtagswahl:Farbenspiele bei den Grünen

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Die Partei schwankt bei ihrem Neujahrsempfang zwischen Zufriedenheit und Zorn

Von Martin Mühlfenzl, München

Möglicherweise ist Sabine Pilsinger und Volker Leib die Idee mit den farbigen Punkten bei der Durchsicht der Mitgliederliste gekommen, die immer länger wird: ein orangefarbener Fleck auf dem Namensschild für Mitglieder aus dem Isar- und Würmtal, ein gelber für den südöstlichen Landkreis und ein blauer Punkt für Grüne aus dem Nordosten. Man kennt sich zwar im Landkreis, aber nicht jeder Grüne kennt jeden im zweitgrößten Unterverband im Freistaat. "430 Mitglieder haben wir mittlerweile", verkündete Kreissprecher Leib auf dem Neujahrsempfang seiner Partei im Saal der Aids-Hilfe in München stolz - und schickte einen Gruß nach Franken hinterher: "Mehr als die Kollegen in Nürnberg. Das ist einfach nur geil."

Die Grünen im Landkreis - das wird im grün ausgeleuchteten Saal bei mediterranen Häppchen deutlich - berauschen sich derzeit ein bisschen an sich selbst: an der Zahl ihrer Mitglieder, ihren Umfragewerten, an ihren beiden Landtagskandidaten, die sie für die Wahl am 14. Oktober ins Rennen schicken, und wie immer an ihrem Toni, der zwischen "heftigen Diskussionen" in der Bundestagsfraktion über die Besetzung der Ausschüsse und der Bundesdelegiertenkonferenz in Hannover an diesem Wochenende in die Heimat gekommen ist.

Noch immer sind Anton Hofreiter und seine langjährige Weggefährtin, Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund, die Galionsfiguren der Landkreis-Grünen. Den Ton in diesem Jahr aber geben zwei andere Grüne an: die Unterhachingerin Claudia Köhler und der Oberschleißheimer Markus Büchler, die beiden Direktkandidaten in den Stimmkreisen im Landkreis. "Wir machen uns schon Hoffnungen, dass wir vielleicht beide in den Landtag schicken können", sagt Kreissprecherin Sabine Pilsinger. "Wir müssen da auch vertreten sein. Dass wir in den letzten fünf Jahren niemanden drin hatten, war einfach - schade."

Was Pilsinger nur fast über die Lippen gekommen wäre, spricht Anton Hofreiter ziemlich bewusst laut aus. Mehrmals. Wie immer wird er von vielen Parteifreunden umlagert und muss seinen persönlichen Bericht aus Berlin abliefern. Spannender wäre es freilich schon zu regieren, sagt Hofreiter, "als jetzt dem schwarz-roten Elend zuschauen zu müssen". Was ihn aber richtig aufregt, kann der Sauerlacher nur schwer verbergen: Es sind die Neuen im Parlament. "Unglaublich" ist noch das Netteste, was Hofreiter über die Abgeordneten berichten kann, die von der AfD als Ausschussvorsitzende nominiert worden sind. Der Rest ist zwar ehrlicher Zorn, aber kaum druckreif.

Den Grünen im Saal der Aids-Hilfe gefällt so viel Offenheit. Und Volker Leib ruft seine Parteifreunde zu Standhaftigkeit auf: "Wo überzeugte Demokraten stehen, ist kein Platz für Rassisten." Da klatschen die 80 Parteimitglieder begeistert - ihr Toni mittendrin.

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Quelle:
SZ vom 26.01.2018
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