Süddeutsche Zeitung

Planegg:Nachträglich schlauer

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Die Sanierung der Volksschule in Planegg ist immer kostspieliger geworden - letztendlich hat sie doppelt so viel gekostet, wie die Planer anfangs kalkulierten.

Von Rainer Rutz, Planegg

Knapp zehn Jahre ist es her, dass der Planegger Gemeinderat erstmalig über den schlechten baulichen Zustand der Volksschule in der Josef-von-Hirsch-Straße diskutierte. Das mehr als einhundert Jahre alte, einst prachtvolle Gebäude bröckelte förmlich an allen Ecken und Enden und besonders die technische und sicherheitstechnische Ausstattung entsprach nicht mehr modernen Anforderungen. Obwohl das Gebäude nicht unter Denkmalschutz steht, entschied sich der Gemeinderat damals nicht für einen Abriss und Neubau, sondern für eine Totalsanierung - auch weil die Planer mit rund sechs Millionen Euro einen Betrag errechneten, der deutlich unter denen für einen Neubau lag. Bis heute hat die Gemeinde allerdings mehr als 14 Millionen Euro gezahlt, darunter jetzt rund 1,4 Millionen Euro an Nachträgen für Bauleistungen aller Art.

Im Bauauschuss des Gemeinderats sagte Andreas Löbe vom Bauamt am Donnerstagabend, er rechne nun mit "keinen weiteren Überraschungen nach oben mehr". Die Arbeiten an der Schule seien weitestgehend abgeschlossen und eine "Vielzahl an Nachträgen" bezahlt. Tatsächlich war die Gemeinde in den vergangenen Jahren mehrfach mit erheblichen Kostenüberschreitungen konfrontiert worden: Ein Neubau der Turnhalle war zunächst von Planern und dem Gemeinderat nicht für unbedingt notwendig erachtet worden, später allerdings änderte man diese Ansicht - der Neubau schlug dann mit weiteren 3,4 Millionen Euro zu Buche.

"Das Chaos wollte wirklich niemand übernehmen"

Und so ging es über Jahre hinweg weiter. Jedes Mal, wenn die Volksschulsanierung auf der Tagesordnung des Gemeinderats auftauchte, war klar, dass es wieder "unvorhersehbare Schwierigkeiten mit dem alten Baukörper" gab - eine Formulierung, die die Planer mehrfach verwendeten. Lüftungsanlage, defekte Leitungen, kein wirklicher Brandschutz, neue Fenster und vieles mehr. Gemeinderat Fritz Haugg (FDP) sagte im Ausschuss jetzt: "In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Eigentlich müsste ich den Nachtrag ablehnen, denn es ist der gefühlt fünfzigste einer schlechten Planung. Es hat gravierende Fehler gegeben, dahinter steckte schon fast ein System."

Andererseits, so Haugg, sage ihm sein Verstand, "dass ich mit der Faust in der Tasche zustimmen muss. Der Verdruss muss endlich ein Ende haben." Cornelia David (Freie Wähler) ging einen Schritt weiter. Sie verweigerte die Zustimmung, "weil meine Enttäuschung zu groß ist. Die Planer haben uns einfach zu große Sorgen bereitet." Gegen die Stimmen von Cornelia David und Michael Book (CSU) wurde die letzte Abrechnung über "zusätzliche Bauleistungen" durchgewinkt.

Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) sprach davon, dass er froh sei, "die Katastrophe nun hinter uns zu lassen". Der Gemeinde sei es vor Jahren nicht gelungen, "rechtzeitig" das Planungsbüro zu wechseln. "Das Chaos wollte wirklich niemand übernehmen. Irgendwann war der Zeitpunkt überschritten." Nafziger, der nach Annemarie Detsch (SPD) und Heinrich Hofmann (SPD) der dritte Bürgermeister ist, der den Dauerbrenner Volksschulsanierung übernehmen musste, sieht nun ein positives Ganzes: "Wir haben jetzt eine der schönsten Volksschulen in ganz Bayern, wirklich sagenhaft."

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