Süddeutsche Zeitung

Unfälle:Polizei verteilt rote Karten an rasende Radler

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Mehr als 500 verletzte Radler seit Jahresanfang: Die Münchner Polizei ist alarmiert - und startet eine neue Aufklärungskampagne.

Katja Riedel

Es scheint, als handele es sich um ein altbekanntes Phänomen: "Immer die Radfahrer" ist der Lehrfilm betitelt, in der die Münchner Polizei vor den sechs Dummheiten der Radler warnt - im Jahr 1924.

Ein Wachtmeister mit erhobenem Zeigefinger und Pickelhaube geißelt in dem Schwarzweißfilm die Zweiradfahrer, die etwas tölpelhaft dargestellt werden - vom Bäckergesellen, der auf den Trambahnschienen stürzt ("Ach Franz"), dem Bauern, der mit geschulterter Sense radelt ("Wenn's in den Hals geht, ist der Kopf ab"), bis zum Anzugträger, der gerade noch über einen Bahnübergang huschen wollte, bevor der Zug kommt ("Und wieder ein Verkehrstoter").

Nicht ganz ernst gemeint ist dieser unfreiwillig komische Lehrfilm, den die Münchner Polizei zum Auftakt einer Radsicherheits-Aktion zeigte. Doch Radfahrer brächten sich auch heute noch selbst in Gefahr, sagt zumindest Polizeivize Robert Kopp und bezieht sich dabei auf die aktuelle Unfallstatistik.

"Gscheid radeln" betitelt die Polizei deshalb ihre Kontrollaktion: Weil es seit Jahresbeginn schon 523 Verletzte Radler gibt (Vorjahr: 368), sollen Radler in den kommenden drei Wochen vermehrt kontrolliert und aufgeklärt werden. Wohl auch, weil es in diesem Jahr früher warm war und deshalb mehr Münchner geradelt sind, ist die Zahl der Unfälle, an denen Radfahrer beteiligt waren, in den ersten drei Monaten gegenüber 2010 um 34,6 Prozent gestiegen.

Aus dem vergangenen Jahr habe man gelernt, dass nach verstärkten Kontrollen die Unfallzahlen stark zurückgegangen seien, sagt Kopp. Die Polizei will bei der Aktion allerdings nicht nur kontrollieren, sondern auch Flyer verteilen - und an den Ampeln rote und grüne Karten ziehen, die die Beamten an die Radler verteilen werden.

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Quelle:
SZ vom 24.05.2011
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