Süddeutsche Zeitung

Verkehr:Ein Bahnhof, der verbindet

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Bei den Plänen für einen barrierefreien Umbau der Hohenbrunner S-Bahnstation gibt es Fortschritte. Die Gemeinde pocht auf zwei Bahnsteige - und auch eine Straßenunterführung zum neuen Ortsteil im Westen

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Zwölf Jahre ist es mittlerweile her, da war der damalige bayerische Finanzminister Erwin Huber (CSU) am Bahnhof Hohenbrunn zu Gast und trug demonstrativ zusammen mit dem Bürgermeister, seinem Parteikollegen Stefan Straßmair, einen Kinderwagen die Treppe vom Bahnsteig hinunter. Die Geste sollte damals signalisieren, dass die hohe bayerische Politik verstanden habe, dass es ohne Barrierefreiheit im öffentlichen Personennahverkehr eben nicht gehe und man die Hohenbrunner Station schleunigst ausbauen müsse. Darauf warten sie jedoch in der Gemeinde bis heute.

Jetzt kommt wieder mal Bewegung in die Sache. Der Bauausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung den Planungsvertrag mit der Deutschen Bahn über den Umbau des Bahnhofs einstimmig beschlossen und den Rathauschef dazu ermächtigt, diesen Vertrag abzuschließen. Das Vorhaben ist mit 180 000 Euro in den Gemeindehaushalt 2020 eingestellt. Was die Umsetzung der Umbaupläne angeht, so muss die Gemeinde die Kosten vorfinanzieren und kann dann mit einer etwa 50-prozentigen Erstattung durch den Freistaat rechnen.

Stefan Straßmair ist sehr zuversichtlich, dass man nun eine gute und relativ zügig umsetzbare Lösung für den Bahnhof auf den Weg gebracht hat. Zudem stünden die Chancen gut, dass es mit dem zweigleisigen Ausbau der S7 entscheidend vorangeht: "Wir sind hier ja mit der bayerischen Verkehrsministerin Kerstin Schreyer in engem Austausch und sie will das offenbar auf alle Fälle umsetzen", so Straßmair.

Was den Umbau des Hohenbrunner Bahnhofs betrifft, so beharren die Gemeinderatsmitglieder auf einer Variante mit zwei Außenbahnsteigen anstelle des aktuellen Mittelbahnsteigs. Nur so könne man auf Aufzüge verzichten und den Zugang zu den Bahnsteigen mit Rampen und Treppen lösen. Man bräuchte auf alle Fälle zwei solcher Aufzüge, schließlich sei in der Regel "meistens einer kaputt", wie Straßmair sagt. "Und überhaupt ist es doch so, dass Aufzüge an Bahnhöfen meistens vermüllt oder verdreckt sind und stinken."

Ein zentraler Punkt in den Verhandlungen mit der Deutschen Bahn ist eine mögliche Verbindung zwischen dem Dorf auf der Ostseite und dem geplanten Wohngebiet westlich der Bahn. Hier drängen die Gemeinderäte auf eine große Lösung, im Idealfall nicht nur mit einer rollstuhlgerechten Unterführung für Fußgänger und Radfahrer, sondern auch für Autos. "Da müssen wir schauen, was geht. Aber es wäre schon wichtig, hier eine Lösung umzusetzen, die dafür sorgt, dass wir nicht einen neuen Ortsteil ohne Anschluss bekommen", sagt der Bürgermeister. Der Bahnhof solle schließlich künftig "eine zentrale Verbindung" zwischen dem Dorf und dem neuen Wohngebiet sein. Beispiele dafür, dass ein großer beschrankter Bahnübergang eine Gemeinde durchschneiden und für Verkehrschaos sorgen kann, gibt es im Südosten des Landkreises etwa in Höhenkirchen-Siegertsbrunn oder Neubiberg.

Grünen-Gemeinderat Wolfgang Schmidhuber begrüßt die Pläne, den öffentlichen Nahverkehr zu stärken und wünscht sich für die Lösung mit den Außenbahnsteigen vor allem für die Fußgängerunterführung einen "schönen, einladenden Durchgang, der dann auch mehr vom Durchgangsverkehr als von Graffitisprayern genutzt wird".

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SZ vom 22.06.2020
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