Süddeutsche Zeitung

Mitten in Unterschleißheim:Gratis-Knöllchen für Falschparker

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Politessen haben es schwer. Die CSU will daher mit einer Sonderaktion in der Stadt gute Stimmung für diese Berufsgruppe machen.

Kolumne von Iris Hilberth, Unterschleißheim

Es gibt heutzutage Selbsthilfegruppen für nahezu alle Problemlagen: seltene Krankheiten, eigenartige Ticks, spezielle Erfahrungen - man kann sich garantiert mit Leuten austauschen, denen es genauso geht. Auch die Vertreter einiger Berufe sind froh, wenn sie mal mit Kollegen über den Alltag im Job reden können, zumal wenn der besonders anstrengend und nervig sein kann und man dafür ein dickes Fell braucht. Politessen gehören mit Sicherheit dazu. Auch wenn die heute gar nicht mehr so heißen, und die Parkraumüberwachung manchmal von Männern erledigt wird.

In Bad Bramstedt etwa, so berichtete das Hamburger Abendblatt, waren die Mitarbeiterinnen der Verkehrsüberwachung dankbar, dass sie bei einem Treffen über ihre Erfahrungen mit pöbelnden Verkehrssündern, über dumme Ausreden von Falschparkern und über das raue, aggressive Klima zwischen Haltebuchten, Parkstreifen und Feuerwehreinfahrten reden konnten. Das miese Image der Knöllchenverteiler ist kein neues Phänomen. Kaum einer findet freundliche Worte für diese Berufsgruppe. Micky Krause sang schon: "Politessen, die braucht echt keiner", Hans Söllner stieg in seinen Song über die Kontrolleurinnen mit den Worten ein: "Es gibt a por recht liabe, der Großteil aber ist schiach."

Kleine Notiz hinterm Scheibenwischer: "Ich parke wie ein Vollidiot"

Falschparken und die Ahndung dieses Vergehens sind längst keine Probleme mehr nur in innerstädtischen Bereichen. Auch das Münchner Umland ist so voll mit Autos, dass die Suche nach einem freien Platz zermürbend sein kann und viele ihre Karre aus Bequemlichkeit einfach irgendwo abstellen. Diejenigen, die das ärgert, greifen öfter mal zur Selbsthilfe und klemmen Zettel wie "Scheiße geparkt" oder "Ich parke wie ein Vollidiot" hinter den Scheibenwischer. Ob diese erzieherischen Maßnahmen wirken, ist zu bezweifeln, wurde aber noch nicht untersucht.

In Unterschleißheim will die CSU nun auf freundliche Weise die Parksünder zurück auf den richtigen Weg führen. Ihre Idee, die sie in Passau abgeschaut hat: Wenn es besonders voll in der Stadt ist, sollen bei Bagatellen nur noch Tickets mit einem Verwarngeld von null Euro verteilt werden, etwa mit der Überschrift "Glück gehabt" und dem Hinweis: "Wir hoffen, dass Sie zukünftig die Regelungen der Straßenverkehrsordnung einhalten." Die CSU glaubt, das würde das Verhältnis der Leute zur Kommune verbessern. Es könnte zumindest der Anfang vom Ende der Politessen-Selbsthilfegruppe werden.

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