Süddeutsche Zeitung

Unterschleißheim:Wirte zeigen kein Interesse an Mehrwegsystem

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Die Stadt hat bisher vergeblich angeboten, sich an den Kosten zu beteiligen.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Müll vermeiden und damit auch noch etwas Gutes tun: Zwei Initiativen der CSU im Unterschleißheimer Stadtrat sind trotz hehrer Ziele weitgehend ins Leere gelaufen. So hat das auf Initiative der CSU den Wirten am Ort unterbreitete städtische Angebot, die Einführung von Mehrweggeschirr finanziell zu unterstützen, über ein halbes Jahr hinweg keiner aufgegriffen. Noch viel schneller hat die CSU mit ihrem zweiten Anliegen Schiffbruch erlitten, sogenannte Pfandringe an Abfallbehältern oder an Laternenmasten anzubringen. Der Umweltausschuss des Stadtrats lehnte dies mehrheitlich am Dienstagabend ab. Das Förderprogramm für Mehrweggeschirr in der Gastronomie wird immerhin noch einmal verlängert.

Dass die Müllberge wachsen und es so wie bisher nicht mehr weitergeht, ist in Unterschleißheim vielen bewusst. Die SPD-Stadträtin Sybille Bichlmeier hat sich, einfach, weil sie die Zustände unerträglich fand, vergangenen Sommer den Kampf gegen die Vermüllung auf die Fahnen geschrieben und ist losgezogen, um nicht zuletzt vielen Verpackungsmüll und auch Flaschen einzusammeln. Beim World-Cleanup-Day im September sammelten innerhalb kurzer Zeit mehr als 700 Unterschleißheimerinnen und Unterschleißheimer Müll ein. Die Mittelschule war fleißig dabei. 2,2 Tonnen Abfall trug man zusammen: angefangen von Autoreifen über Hundekotbeutel, Verpackungsmüll sowie Flaschen und Dosen.

Die CSU meinte vor diesem Hintergrund, der Umstieg auf wiederverwendbare Teller für den in der Pandemie stark gewachsenen Lieferdienst in der Gastronomie könnte eine gute Idee sein. Zumal bereits 2019 viele Wirte auf Mehrweg-Becher umgestellt hatten. Doch wie es jetzt aus dem Rathaus heißt, hat es auf das vom 1. Juli an geltende Fördersystem praktisch keine Resonanz gegeben. Dabei habe man sogar 50 Restaurants, Bistros und Cafés eigens angeschrieben. Lediglich die Filiale einer weltweit tätigen Kette habe geantwortet und darauf verwiesen, ein betriebseigenes, noch zu entwickelnden Mehrwegsystems einführen zu wollen.

Aus Sicht der CSU könnten auch Pfandringe, in die Pfandflaschen gestellt werden können, statt sie wild im Abfalleimer zu entsorgen, helfen, den Mehrwegkreislauf zu stärken. Die Flaschen würden gleich vom eigentlichen Müll getrennt, argumentierte die CSU in ihrem Antrag. Die Flaschen würden so leichter in den Wiederverwendungsprozess gelangen und Straßen und Plätze wie gerade auch der Rathausplatz würden weniger vermüllt. Nicht zuletzt schütze man alle, die "aus persönlichen Umständen heraus Pfand sammeln". Keiner müsste mehr in Abfalleimer greifen, um Pfandflaschen herauszufischen.

Die Verwaltung im Rathaus hat in den vergangenen Monaten untersucht, wo Pfandringe angebracht werden könnten und Standorte festgelegt. Man stellte Überlegungen an, wie das finanziert werden könnte und sogar ein Fundraising wurde erwogen. Doch die Arbeit war vergeblich. Der Umweltausschuss lehnte mit sieben zu vier Stimmen ab, die Idee mit den Pfandringen weiterzuverfolgen. Das Programm zur Unterstützung von Mehrweg in der Gastronomie wurde um ein halbes Jahr bis Ende Juli 2022 verlängert. 5000 Euro stehen dafür zur Verfügung.

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