Süddeutsche Zeitung

Unterschleißheim:Aus eins mach zehn

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Das Bürogebäude auf dem ehemaligen EADS-Gelände in Unterschleißheim wird entkernt und in kleinere Einheiten unterteilt. In den Containern nebenan sollen vorübergehend Asylbewerber untergebracht werden

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Die Business-Campus-Gesellschaft ist noch nicht einmal in die Vermarktung ihrer in Unterschleißheim geplanten Gewerbeimmobilie eingestiegen, da stehen schon die ersten Mieter fest. Neben Logistikbetrieben, die auf dem ehemaligen EADS-Gelände an der Landshuter Straße noch aus Cassidian-Zeiten laufende Mietverträge haben, werden eine Arztpraxis einziehen - und 300 Asylbewerber. Das hat jedenfalls das Landratsamt München angekündigt. Die Bürocontainer, die schon jetzt auf dem Firmengelände stehen und nach dem Auszug der EADS-Tochter Cassidian leer stehen, sollen bis Ende März für 300 bis 400 Flüchtlinge in Unterkünfte umgebaut werden.

Stephan Hof, Geschäftsführer im künftigen Business Campus Unterschleißheim, war selbst ein wenig überrascht von der amtlichen Verlautbarung, wie er sagt: "Wir befinden uns noch in Verhandlungen. Die Sache war eigentlich noch gar nicht spruchreif." Das Landratsamt sei auf die Business-Campus-Gesellschaft zu gekommen, man habe die Sache daraufhin technisch geprüft. Hof legt Wert darauf, dass seine Firma kein wirtschaftliches Interesse an der Unterbringung von Flüchtlingen habe. "Wir wollen daraus keinen Profit schlagen", betont er. Vielmehr herrsche Notstand im Landkreis München und da habe man helfen wollen. Ohnehin sei die Nutzung der Container für Asylbewerber zeitlich sehr begrenzt, "je nach Bauverlauf, aber nicht länger als 2016", sagt Hof.

Auch in einem weiteren Fall seien die künftigen Mieter selbst auf die Business-Campus-Gesellschaft zugekommen: "Eine Praxis hat schon unterschrieben, es handelt es sich um eine radiologische Praxis." Derweil haben die ersten Arbeiten im bestehenden Bürogebäude begonnen. Der vierstöckige Bau mit einer Fläche von mehr als 50 000 Quadratmetern wird komplett entkernt. Weil es sich bisher um einen einzigen Komplex mit zentralem Eingang handelt, künftig aber viele unterschiedliche Firmen einziehen sollen, zerteilt die Business-Campus-Gesellschaft das Gebäude in mehrere Einheiten.

Zehn verschiedene Adressen soll es in dem Areal geben. "Dazu schaffen wir zehn Eingänge und bauen zehn neue Treppenhäuser von außen an die Fassade an", erklärt Hof. Am jetzigen Haupteingang wird ein Durchbruch über zwei Geschosse geschaffen, das innere Quartier soll zu Fuß oder per Rad zu erreichen sein. Künftig wolle man kleinteilige Räume für Büros und Dienstleister anbieten, sagt Hof. Später folgen in neuen Hallen auch Multifunktionsräume für Labore oder Kleinstproduktion. Im Endausbau können auf dem Business Campus Unterschleißheim 5000 Arbeitsplätze entstehen.

Während die Mieter in den südlichen Hallen noch bis 2019 laufende Verträge haben, werden die Hallen im Zentrum des Geländes im Laufe dieses Jahres abgebrochen. 2017 kommen auch die Container weg, in denen vorübergehend Asylbewerber untergebracht werden.

Dass derzeit massiv Bäume auf dem 17 Hektar großen Firmenareal gefällt werden, bestätigt Hof. Allerdings handele es sich vor allem um bruchgefährdete alte Pappeln. Vorher seien die Bäume nach Fledermauslöchern abgesucht worden, betont er, schützenswerte alte Eichen und Ahornbäume blieben erhalten. "Wir werden hier viel mehr Grün schaffen, als vorher da war", versichert der Geschäftsführer. Es gehöre zum Konzept des Business Campus, dass zwischen den Büros eine Erholungslandschaft angelegt werde. Auch einen See, wie beim Garchinger Business Campus, soll es irgendwann einmal geben. Wie am Garchinger Standort werde man auch in Unterschleißheim ältere Bäume verpflanzen, kündigt Hof an. Zunächst aber sollen die Innenhöfe des Bürogebäudes verschönert und bepflanzt werden.

Die Grünen im Stadtrat kritisieren die Fällung von mindestens 50 Bäumen, die unter die Baumschutzverordnung der Stadt fallen. Er zumindest, schreibt Jürgen Radtke in einer Presseerklärung, könne sich nicht erinnern, dass der Stadtrat die Fällung genehmigt habe.

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Quelle:
SZ vom 11.02.2016
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