Süddeutsche Zeitung

Unterhaching:Wohnraum für 116 Flüchtlinge

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Kreis-Bauausschuss bringt die 7,4 Millionen Euro teure Erweiterung der Unterkunft an der Haid auf den Weg. Die beiden zusätzlichen Gebäudeteile werden in Modulbauweise, idealerweise aus Holz errichtet

Von Stefan Galler, Unterhaching

Dass die Flüchtlingsunterkunft an der Hachinger Haid in Unterhaching erweitert werden würde, stand schon seit einem Beschluss des Kreistags aus dem vergangenen Dezember fest. Nun hat der Bauausschuss des Landkreises am Montag alle Details verabschiedet und damit dem Ausschreibungsverfahren den Weg geebnet. Das Gesamtbudget für zwei zusätzliche Gebäudeteile, eines zwei-, das andere dreistöckig, wird mit 7,4 Millionen Euro angegeben. Ursprünglich hatte man mit Kosten in Höhe von 5,4 Millionen kalkuliert, doch vor allem Lieferschwierigkeiten in Teilbereichen der Baubranche treiben die Kalkulationen in die Höhe.

Es entstehen Wohnungen für insgesamt 116 Flüchtlinge, dabei sind 22 Wohneinheiten geplant, davon zwei barrierefreie für jeweils zwei Personen (50,5 Quadratmeter), zwei knapp 100 Quadratmeter große Wohnungen für je acht Personen; sechs Wohneinheiten mit 49,5 Quadratmetern für je vier Personen und zwölf mit je 74 Quadratmetern für jeweils sechs Personen. Jede Wohnung bekommt eine Nasszelle mit WC, Waschbecken und Dusche sowie einen Aufenthaltsraum mit Küchenzeile und Waschmaschine. Die Bauhoheit hat die Gemeinde Unterhaching, der Landkreis mietet die Räumlichkeiten an.

Sebastian Gier, Fachbereichsleiter Kreiseigener Hochbau, gab den Kreisräten einen ziemlich genauen Überblick über das Bauvorhaben. Das Gebäude werde in Modulbauweise errichtet, die Teile würden vorgefertigt angeliefert, so dass nicht für jedes Gewerk eine andere Firma benötigt werde, sondern nur ein Generalunternehmen. Die Unterkunft wird für 15 Jahre errichtet und zwar auf jenem Grundstück nahe der Kapellenstraße in der Nähe des Flugfeldes, das Unterhaching und Ottobrunn verbindet und auf dem bereits seit 2016 eine Asylbewerberunterkunft steht. Dort sind derzeit 75 Geflüchtete untergebracht, doch durch den damals noch bevorstehenden und mittlerweile vollzogenen Truppenabzug aus Afghanistan stellte man sich im Landratsamt schon vor mehreren Wochen darauf ein, dass schon bald zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten vonnöten sein könnten. Sabine Kohler aus der Kreisverwaltung sprach im Juli von 500 zusätzlichen Unterbringungsplätzen, die man im Landkreis zu schaffen hätte. Mit dem Anbau in Unterhaching wird nun ein erster Schritt getan. Ursprünglich sollten hier die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass sogar 126 Menschen Platz finden würden, in Abstimmung mit der Gemeinde reduzierte man die Zahl auf 116. Und auch die Höhe der Gebäude wurde zurückgefahren, "damit die städtebauliche Wirkung etwas entschärft wird", wie Fachbereichsleiter Gier erläuterte.

Die 7,4 Millionen Euro Gesamtkosten, die durch einen Mietpreis von pauschal 400 Euro pro Monat pro Unterkunftsplatz durch die Regierung von Oberbayern refinanziert werden, entfallen zum größten Teil auf das Gebäude (6,7 Millionen), das idealerweise in Holz-Modulbauweise nach dem Vorbild der Unterkunft in Sauerlach entstehen soll. Ein Plan, den etwa die Grünen-Kreisrätin Christina Risinger sehr begrüßte. Sebastian Gier musste diese Freude ein wenig trüben: "Wir würden das gerne so machen, schreiben das System aber offen aus und sehen dann, was bezahlbar ist." Zumindest eine Holzoptik durch eine entsprechende Fassade, sollte aber definitiv möglich sein. Landrat Christoph Göbel (CSU) verwies auf die derzeit fallenden Holzpreise: "Gegebenenfalls haben wir Glück", sagte er. Helmut Horst, in der CSU-Fraktion Experte für die Finanzen, unterstützte den Plan der Verwaltung: "Die Ausschreibung in der offenen Form ist richtig, wenn die Angebote nicht wirtschaftlich sind, muss man eben Abstriche machen."

Dem wiederum konnte Horsts Fraktionskollege Anton Stürzer nicht folgen. Auch mit Blick auf die geplante Erweiterung der Staatlichen Berufsschule München-Land in Riem, die im Rahmen der Sitzung am Montag ebenfalls besprochen wurde, plädierte der Kreisobmann des Bauernverbandes dafür, Holz als nachhaltigen Baustoff zu bevorzugen: "Man kann nicht auf Dinge verzichten, die sinnvoll sind, nur weil es mal 200 000 oder 300 000 Euro teurer wird." Landrat Göbel stimmte zu: "Nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten tun wir die Dinge, die wir tun, doch schon seit Jahren nicht mehr."

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SZ vom 16.09.2021
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