Süddeutsche Zeitung

Umweltschutz:Anwohner protestieren gegen Kunstrasen

Lesezeit: 2 min

Sportplatz des Kirchheimer Gymnasiums soll für Vereine ausgebaut werden. Das passt der IG Wall gar nicht

Von Christina Hertel, Kirchheim

Der Sportplatz, der beim geplanten Gymnasium entstehen soll, bleibt in Kirchheim umstritten. Sofern es klappt, dort eine Flutlichtanlage zu errichten, soll er laut Beschluss des Gemeinderats als Kunstrasenplatz angelegt werden und auch den Vereinen zur Verfügung stehen. Die Interessensgemeinschaft Wall, eine Gruppe von Kirchheimern, die sich für den Erhalt des Wäldchens beim Gymnasium einsetzt, aber auch einige Gemeinderäte wie Marcel Proffert von der Wählergruppe Lebenswertes Kirchheim (LWK) sind dagegen. Sie fürchten, dass durch einen Kunstrasenplatz Mikroplastik in die Umwelt gelangt und Anwohner durch Lärm belästigt werden: Der Sportplatz liegt nur 36 Meter von den Häusern weg, in denen auch Mitglieder der IG Wall leben.

Die Interessensgemeinschaft hat deshalb ein Alternativkonzept erarbeitet, das sie in den Kirchheimer Mitteilungen vorstellen wollte. Erst lehnte Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) das ab. Wenn es um politische Inhalte geht, so sein Argument, dürften nur im Gemeinderat vertretene Gruppierungen und Parteien dort etwas veröffentlichen. Dann stimmte er allerdings einer Sonderveröffentlichung zu. Darauf will sich die IG Wall jedoch nicht einlassen - sie möchte die Bürger in dem Mitteilungsblatt regelmäßig informieren.

Sprecherin Veronika Kröniger kann nicht verstehen, weshalb sie nicht regelmäßig in den Kirchheimer Mitteilungen über die Ziele, Ideen und Vorschläge der Interessengemeinschaft berichten darf. Auf der Homepage der IG ist sogar von Zensur die Rede. Im Kern schlagen die Bürger vor, die Halle zu drehen, sodass sie den Lärm vom Sportplatz abdämpfen und dieser nicht mehr direkt an der Straße liegen würde. So könnten ihrer Ansicht nach auch mehr Bäume gerettet werden. Laut Bürgermeister Böltl ist eine andere Platzierung jedoch nicht so einfach möglich. Als Gründe nennt er zum Beispiel, dass die Sportler dann von der Sonne geblendet werden könnten, dass die Tiefgarage dann neben dem Pausenhof läge und dass es zu einer Kostensteigerung im siebenstelligen Bereich führen könnte, die Pläne zu diesem Zeitpunkt noch einmal zu ändern. Prüfen lassen wolle er es dennoch, schreibt er.

Dass das Fußballfeld voraussichtlich aus Kunstrasen bestehen soll, ärgert die Interessensgemeinschaft ebenfalls. In der jüngsten Sitzung betonten die Gemeinderäte Ewald Matejka von der SPD und Petra Mayr von der CSU, die beide in den Sportvereinen der Kommune aktiv sind, dass diese dringend Orte zum Trainieren bräuchten und dass ein Kunstrasen leichter zu pflegen sei als ein natürlicher. Jedoch gilt es als erwiesen, dass durch das Kunststoffgranulat, mit dem solche Plätze aufgefüllt sind, Mikroplastik in die Umwelt gerät - laut Fraunhofer-Insititut 11 000 Tonnen im Jahr, mehr als durch Kosmetikprodukte. Wie eine umweltschonendere Alternative zu dem Granulat aussehen könnte, ist noch nicht klar. Kirchheim entschied sich dennoch dafür, Geld für so einen Rasen auszugeben: Mehrheitlich entschied der Gemeinderat, für 433 000 Euro einen Kunstrasen, Flutlichtanlage und Gerätehaus zu errichten - sofern es mit der Flutlichtanlage klappt, denn nur dann können die Vereine abends darauf spielen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4512127
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 05.07.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.