Süddeutsche Zeitung

Taufkirchen:Mehrheit bremst beim Radverkehr

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Vorschläge von SPD und Grünen für die Öffnung von Gehwegen und weiteren Einbahnstraßen fallen im Gemeinderat durch

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Seit wenigen Wochen können Radler in Taufkirchen sechs Einbahnstraßen auch in entgegengesetzter Richtung befahren. Die SPD-Fraktion im Gemeinderat hätte nun gerne noch eine siebte Einbahnstraße für Radfahrer geöffnet und überdies probeweise einen Gehweg für sie freigegeben. Derweil beantragten die Grünen, die Eschenstraße als Fahrradstraße zu widmen, sodass Autos sich dort unterordnen müssen. Doch all diese Ideen fanden im Bauausschuss keine Mehrheit: Gegen die Stimmen von SPD und Grünen lehnte das Gremium die drei Anträge ab.

"Fast überall in Unterhaching können Radfahrer auf dem Gehweg fahren. Ich verstehe nicht, wieso das bei uns nicht auch gehen soll", sagte Gabi Zaglauer-Swoboda (Grüne) mit Blick auf den Vorstoß der SPD. Demnach sollten Radfahrer am Lindenring zwischen der Kreuzung zur Eschenstraße und dem Kreisel am Ahornring künftig auch auf dem Gehweg fahren dürfen. Das lehnte Paul Haberl (CSU) jedoch strikt ab - aus Rücksicht auf "die empfindlichsten Verkehrsteilnehmer", wie er sagte. "Es kann nicht sein, dass Fußgänger irgendwo zur Seite springen müssen, bloß weil ein Radfahrer kommt." Demgegenüber berichtete Rosemarie Weber (SPD) von mehreren Anfragen älterer Bürger, die sich mit dem Rad auf der Straße unsicher fühlten. Für sie wäre ein Ausweichen auf den Gehweg hilfreich; "wer schneller fahren will, der fährt ja sowieso auf der Straße", sagte Weber.

Maximilian Löffelmeier kritisierte die Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrer, wie dies unlängst in der Ulmen-, Eichen-, Akazien-, Platanen-, Kirschen- und Ritter-Hilprand-Straße geschehen ist, bei Letzterer jedoch nur bis zur Bäckerei Götz und nicht bis zur Tölzer Straße. "Ich bin generell nicht glücklich über diese Anordnung", sagte Löffelmeier. "Gerade bei der Bäckerei Götz erlebe ich jeden Tag ein heilloses Chaos. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis es einen furchtbaren Unfall gibt."

Ein anderes Argument führte Michael Lilienthal ins Feld: Die Radler würden ohnehin schon unerlaubt in die entgegengesetzte Richtung von Einbahnstraßen fahren, sagte der Gemeinderat der Freien Wähler. "Dadurch, dass es verboten ist, passen sie wenigstens besonders auf. Deshalb sollte das auch so bleiben."

Ob all der Kritik monierte Rudi Schwab (Grüne) "viel altes Denken in den Köpfen" und "keinen Mut, mal was Neues zu machen". Offenbar ahnte er bereits, dass sich kurz darauf eine knappe Mehrheit gegen die Anträge aussprechen würde. Mit Nein votierte auch Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei), der kritisierte: "Wir überschlagen uns hier mit vorauseilenden Maßnahmen." Er plädierte dafür, auf das Fahrradkonzept für die Gemeinde zu warten, das derzeit von einem Büro erstellt werde. Dieses Konzept sollte eigentlich längst vorliegen, jedoch ist es mehrfach zu Verzögerungen gekommen. Hoffentlich im Frühjahr werde das Papier nun endlich dem Gemeinderat präsentiert werden, sagte Sander - und fügte in Richtung der Gemeinderäte hinzu: "Danach könnt ihr alle eure Vorschläge machen."

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Quelle:
SZ vom 07.01.2019
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