Süddeutsche Zeitung

SZ-Serie: Die Weihnachtsmacher:Josefs Geschichte

Lesezeit: 1 min

Die Birkenstoana inszenieren eine lebende Krippe am Schloss

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Walter Heckner ist ein Liebhaber von Weihnachtskripperln, die er selbst auch leidenschaftlich bastelt. Und ein Freund der Brauchtumspflege ist er ohnehin, seit Jahren engagiert im Vorstand des Tachtenvereins "Birkenstoana Stamm" in Oberschleißheim. Beim gelegentlichen Besuch einiger "Lebender Krippen" im Oberland kam Heckner dann mal der Gedanke, dass dieser Brauch doch auch in der unvergleichlichen Schleißheimer Szenerie gut angesiedelt wäre.

2010 war er gerade Vorsitzender der "Birkenstoana" und inszenierte mit dem Verein eine "Lebende Krippe" im Schlossensemble. Und weil spätestens seit der "Heiligen Nacht" von Ludwig Thoma jeder weiß, dass der Herrgott im Bayernland zur Welt gekommen ist, zogen am dritten Adventssonntag 2010 Josef (Markus Anwander) in der Krachledernen und Maria (Isabel Fresno-Vazquez) dann zum ersten Mal auf Herbergssuche durch das Gartenparterre, landeten bei Ochs und Esel in der Krippe, während rund ums Schloss die Hirten ihre Schafe hüteten. Seit 2012 wurde eine eigene Schleißheimer Fassung aufgeführt, Regie führte Antonia Kellner. 2017 gab es ein neues Bühnenbild, und die Geschichte wird nun aus der Warte des Josef erzählt. Seit 2011 ziehen die drei Könige aus dem Morgenland sogar mit einem Kamel ein. Ochs und Esel und Schafe live gibt's sowieso. Die Schafe stammen von der Schafzucht Hoyler im nahen Hochmutting.

"Es ist schon immer ganz schön viel Arbeit", schildert Heckner, Dutzende aus dem Verein helfen hinter den Kulissen mit oder stehen auf der Bühne. Zwei Aufführungen gibt es, am Sonntag, um 15 und um 17 Uhr. Für die "Birkenstoana" hat sich die Krippenaufführung neben dem Volkstanz und der Tracht zur dritten Säule des Vereinslebens entwickelt. Der Verein war 1892 in München begründet worden aus Sehnsucht nach der alten Heimat in den Bergen, die auf Arbeitssuche verlassen werden musste. Benannt ist er nach einem Wallfahrtskirchlein bei Fischbachau. Weil die "Birkenstoana" nach Jahrzehnten allmählich in München kein Lokal mehr fanden, das geeignete Voraussetzungen zum Schuhplatteln bot, gerieten sie wie Josef und Maria im Krippenspiel auf Herbergssuche. Oberschleißheim, wo gerade ein neues Bürgerzentrum gebaut wurde, bot dem Verein eine Bleibe und so sind die "Birkenstoana" seit 1982 hier ansässig.

In dieser Serie stellt die SZ jeden Tag Menschen vor, die der Vorweihnachtszeit zu ihrem besonderen Zauber verhelfen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4253863
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 15.12.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.