Süddeutsche Zeitung

SPD München-Land:Scheitern als Chance

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Den Sozialdemokraten im Landkreis München tut es gut, dass sie mit neuen Gesichtern zur Landtagswahl antreten - auch wenn diese am Ende nicht im Parlament landen sollten.

Kommentar von Wolfgang Krause

Fast drei Jahrzehnte ist es für die SPD in Bayern bei Wahlen nur bergab gegangen. Das lag auch daran, dass die wenigen verbliebenen Abgeordneten sich mehr damit beschäftigt haben, ihre Pfründe gegen innerparteiliche Konkurrenz zu verteidigen, als neue Wähler zu gewinnen. Junge Kandidatinnen und Kandidaten hatten es da schwer. Insofern ist es eine Chance für die SPD, dass sie nach dem Debakel von 2018 und dem Rückzug von Natascha Kohnen bei der kommenden Landtagswahl im Landkreis München mit neuen Gesichtern antreten muss. Und zwar gerade, weil sie möglicherweise nicht über die Liste abgesichert werden und wenig Aussicht auf einen Einzug ins Parlament haben.

Im Norden wird es wohl Florian Schardt sein, der kurz nach seiner Wahl zum Unterbezirksvorsitzenden 2020 auch die Führung der Kreistagsfraktion übernommen und rasch an Profil gewonnen hat. Im Süden bringt sich nun die 33 Jahre alte Taufkirchner Ortsvorsitzende Christine Himmelberg in Stellung, die sich noch nicht in kommunalen Gremien bewährt hat. Das muss aber kein Nachteil sein. Denn dafür bringt sie andere politische und berufliche Erfahrungen ein, die vielleicht wichtiger sind, um die Lebenswirklichkeit und die Probleme jüngerer Menschen in einem urbanen Umfeld zu verstehen.

Beide haben persönlich nichts zu verlieren. Und auch für die SPD, die bei der Landtagswahl vor vier Jahren im Landkreis gerade noch ein zweistelliges Ergebnis geholt hat, kann es eigentlich nur besser werden. Die Bundestagswahl hat gezeigt, dass die SPD noch Wahlen gewinnen kann, auch wenn es das typische sozialdemokratische Milieu nicht mehr gibt. Dabei hilft es, wenn die anderen Fehler machen. Aber vor allem kommt es darauf an, dass ihre Kandidatinnen und Kandidaten um jede Stimme kämpfen und den Menschen das Gefühl vermitteln, dass es um die gemeinsame Sache geht - und nicht vor allem um das eigene Mandat, das ohnehin über die Liste vergeben wird.

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