Süddeutsche Zeitung

SPD-Kandidatin:Ein Loblied auf das rote Haar

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Gabriele Müller bewirbt sich um eine zweite Amtszeit als Bürgermeisterin. Bei ihrer Nominierung unterstreicht sie die Erfolge sozialdemokratischer Politik in der Gemeinde

Von Bernhard Lohr, Haar

Gabriele Müller will es noch einmal wissen. Die Bürgermeisterin von Haar tritt im März 2020 für eine zweite Amtszeit im Rathaus an. Eine Mitgliederversammlung der SPD im Bildungszentrum Poststadel nominierte die 59-Jährige einstimmig mit 34 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung. Müller kündigte an, mit aller Kraft den Gestaltungsanspruch der Sozialdemokraten in der 20 000 Einwohner zählenden Kommune zu verteidigen. Sie hob den sozialen Zusammenhalt hervor, den SPD-Politik über Jahrzehnte habe entstehen lassen. Sie setze sich dafür ein, "die Haarer Familie wachsen und gedeihen zu lassen".

Für einen Moment schien es, als hätte sich an dem heißen Sommerabend in dem angenehm heruntergekühlten Vortragssaal eine Hochzeitsgesellschaft versammelt. "Ja ich will", sagte Müller, als Wahlleiter Peter Bock die Frage stellte, ob Müller die Nominierung annehme. Das Bild passte, hatte Müller doch in ihrer Rede davor den Eindruck vermittelt, dass für sie die Arbeit im Rathaus eine Herzensangelegenheit ist.

Sie habe sich 2014 mit Schwung ans Werk gemacht, sagte sie, und der Schwung habe bei ihr nicht nachgelassen. Müller zog vor ihrem an die Wand projizierten Wahlplakat von vor sechs Jahren, wo sie sich flott ausschreitend mit wehendem Haar auf dem Weg ins Rathaus präsentierte, Bilanz und skizzierte ihre weiteren Pläne.

Müller sprach Eckpunkte der vergangenen Jahre an: den im Entstehen begriffenen Gewerbeentwicklungsplan, das Mobilitätskonzept, an dem gearbeitet wird, die kommunale Wohnungsbauoffensive, die mit der Gründung der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft angeschoben wurde. Dank des beschlossenen Einzelhandelskonzepts könne die innerörtliche Geschäftswelt geschützt werden, sagte Müller. Mit dem Rahmenplan für die südliche Münchner Straße, mit dem Ausbau der Grundschule im Jagdfeld und mit den Bemühungen, über Bebauungspläne die Ortsentwicklung zu steuern, seien wichtige Weichenstellungen getroffen worden, um Wohnen, Arbeiten und Natur im Einklang zu halten. Müller sagte, das Zentrum sei zu stärken und sie kritisierte indirekt die CSU, die Gefahren ausblende, letzte freie Flächen zuzubauen.

Dabei bezog sich Müller auf die Debatte über eine Realschule in Gronsdorf und auf die von der CSU immer wieder kritisierte rasante bauliche Entwickung am Ort, die gebremst werden müsse. Müller forderte, wer für den Schulcampus in Gronsdorf werbe, der müsse auch sagen, dass München diesen nur unter Bedingungen ermöglichen werde. "Die Stadt erwartet ganz klar dort Wohnungsbau und das muss man sagen, wenn man den Schulcampus will." Die Entwicklung des Strukturkonzepts, das München zur Vorbereitung eines Verkaufs seiner Flächen in Gronsdorf erarbeitet, gestalte sich "ziemlich schwierig", sagte Müller. Sie bekannte sich zu einem Ausbau und zur Pflege der Haarer Schulandschaft. Dass es die Fachoberschule mittlerweile gibt, sei ein großer Erfolg.

Bereits frühzeitig möchte sich Müller um ein Grundstück für eine wohl in einigen Jahren benötigte dritte Grundschule bemühen. Wo diese entstehen könnte, ließ sie offen, äußerte aber große Bedenken gegen Pläne, die die CSU propagiert hatte, in Eglfing, angrenzend an den Ahrntaler Platz eine Schule zu platzieren. Damit würde eine Bauentwicklung in dem Bereich angestoßen, die Müller für problematisch hält. "Ohne Not", sagte sie, sollte man da nicht rangehen. Es gelte, die "grüne Lunge" Haars zu erhalten, also die Flächen zwischen den Ortsteilen Gronsdorf, Salmdorf, Ottendichl und Haar. Sie werde weiter die Verlegung der B 471 verfolgen, um auf deren Trasse Platz für alternative Mobilitätsformen zu schaffen.

Als beispielhaft für den Zusammenhalt, den Müller als sozialdemokratische Errungenschaft weiter fördern will, bezeichnete sie das Zamma-Festival und die folgenden Festivitäten, an denen praktisch die gesamte Gemeinde mitgewirkt habe. Es gehe um Veranstaltungen für alle, bei denen vieles kostenlos sei, wie jetzt dann wieder im Juli das Klassische Konzert im Rathauspark, das sie wiederbelebt habe.

Als SPD-Politik bezeichnete Müller, Betreuungsmöglichkeiten für Kinder geschaffen zu haben, bevor dies von staatlicher Seite gefordert wurde, damit Frauen Wahlmöglichkeiten haben. Haar sei eine fahrradfreundliche Gemeinde, sagte Müller, aber man werde da weitermachen - und heuer Pläne für eine Radwegeverbindung zwischen Haar und dem Bugasee in einem Grünzug vorantreiben. Klimaschutz sei ein Top-Thema. Ein Klimaschutzmanager sei angestellt worden. "Wir lassen da nicht nach", sagte sie.

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SZ vom 28.06.2019
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