Süddeutsche Zeitung

Schulcampus:Warten auf Haar

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Die Vaterstettener Realschule ist notorisch überfüllt. Entlastung soll der geplante Campus in Gronsdorf bringen

Von Wieland Bögel, Vaterstetten/Haar

Die Vaterstettener Realschule ist überbelegt. Obwohl das Gebäude eigentlich nur für 1000 Schüler ausgelegt ist, werden dort aktuell 1118 Mädchen und Buben unterrichtet. Dass sich die Situation entspannt, ist nicht absehbar. Im Nachbarlandkreis Ebersberg wartet man deshalb mit Ungeduld auf den Bau der geplanten Realschule in Haar.

Aufgrund der aktuellen Klassenstärken sei auch im Herbst 2019 mit einer weiteren Steigerung der Schülerzahlen zu rechnen, sagte Johannes Dirscherl vom Ebersberger Landratsamt bei Versammlung des Zweckverbands der Vaterstettener Realschule. Der derzeitige Abschlussjahrgang ist eher klein, 174 Zehntklässler gibt es aktuell in Vaterstetten. Dafür aber 195 Neunt- und sogar 205 Achtklässler. Gibt es im kommenden Schuljahr eine normal große Zahl an Fünftklässlern und hält der Trend an, dass in den unteren Klassen viele ehemalige Gymnasiasten auf die Realschule wechseln, sei davon auszugehen, dass die Gesamtschülerzahl erneut steigen wird.

Damit nähert man sich den Werten, die Anfang des Jahrzehnts zu verzeichnen waren. Der bisherige Schülerzahlenrekord wurde im Jahr 2010/2011 erreicht, damals gab es in Vaterstetten 1165 Realschüler. Da aber im selben Jahr die ersten Klassen der - damals noch im Bau befindlichen - Poinger Realschule gebildet wurden, nahm die Schülerzahl in Vaterstetten zunächst ab. Leerstand war allerdings nicht zu verzeichnen, 2013/2014 - im Jahr mit den wenigsten Schülern - waren es immer noch 1075. Schon im folgenden Jahr waren es wieder 1099. Der kurzfristige Rückgang bei der Belegung habe auch den Grund, erläuterte Dirscherl, dass die Zahl der Schüler aus der Stadt München gesunken war. Aufgrund der Überbelegung und der damals anstehenden Bauarbeiten für die Schulerweiterung habe man den Eltern aus der Landeshauptstadt geraten, ihre Kinder lieber anderswo anzumelden. Mit - wenn auch nur zeitweiligem - Erfolg: So gingen im Schuljahr 2012/2013 nur noch 55 Münchner Kinder in Vaterstetten in die Schule. Zum Vergleich: Aus den Landkreisen München und Ebersberg waren es 310 beziehungsweise 736 Realschüler. Aktuell haben 137 der Schulkinder einen Wohnort in der Landeshauptstadt. 326 kommen aus dem Landkreis München, fast alle aus den beiden Zweckverbandsgemeinden Haar (199) und Grasbrunn (126).

Trotz der gestiegenen Schülerzahlen ist die Anzahl der Klassen leicht gesunken von 42 auf 41. Im Schnitt seien heuer 27 Mädchen und Buben in einer Klasse, erklärte Schulleiterin Anita Ruppelt. Allerdings sei es das Ziel des Kultusministeriums, diesen Wert weiter zu senken. Sehr viel steigern lässt sich die Klassenstärke übrigens nicht, so Ruppelt auf Nachfrage der Höhenkirchen-Siegertsbrunner Bürgermeisterin und CSU-Kreisrätin Ursula Mayer. Aufgrund der Größe der Klassenzimmer sei dort Platz für maximal 33 Schüler. Bevor es so weit kommt, sollte aber Abhilfe geschaffen sein, schließlich ist in der Nachbargemeinde Haar ebenfalls eine Realschule geplant. "Diese Entlastung wäre durchaus willkommen", so Dirscherl nun in der Verbandsversammlung.

Wann diese Entlastung allerdings eintritt, lässt sich derzeit nicht einmal schätzen. Zwar erteilte das Kultusministerium bereits Anfang 2015 die Genehmigung für eine Realschule in Haar mit bis zu 25 Klassen und 750 Schülern. Sie wäre Teil eines Schulcampus zusammen mit einer Pflege- und einer Fachoberschule. Für letztere gibt es seit diesem Schuljahr Vorläuferklassen, der Umzug ins eigene Schulgebäude war eigentlich für 2021 geplant. Doch dass das zu halten ist, gilt als unwahrscheinlich. Denn für den Schulbau in Gronsdorf werden Grundstücke der Stadt München benötigt, und diese fordert als Gegenleistung Baurecht für Wohnungen auf anderen städtischen Flächen. Bei der Gemeinde Haar, die für die entsprechende Bauleitplanung zuständig ist, sieht man die Pläne skeptisch, der Landkreis München versucht derzeit zu vermitteln. Für Vaterstetten heißt dies auf jeden Fall: Warten. Vor allem, weil nach der derzeitigen Planung die neue Realschule als letztes Gebäude des Schulcampus gebaut werden soll.

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Quelle:
SZ vom 04.12.2018
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