Süddeutsche Zeitung

Sauerlach:Rückkehr nicht ausgeschlossen

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Geschäftsleiter Robert Maier verlässt nach 42 Jahren das Rathaus, könnte aber in den Gemeinderat einziehen

Von Patrik Stäbler, Sauerlach

Der Start war, nun ja, eher holprig. Im Winter 1977 trat Robert Maier zum Vorstellungstermin im Sauerlacher Gemeinderat an - "als 21-Jähriger und mit wackligen Knien", wie er erzählt. Der junge Mann hatte sich nach seiner Ausbildung bei der Stadt München im Rathaus seines Heimatorts beworben als "Beamter des gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdiensts". Nun stand Maier also erstmals vor den Gemeinderäten, im dichten Zigarettenrauch, auf den Tischen standen Biergläser - heute undenkbar, damals Usus. "Keiner hat mich angeschaut, keiner hat mich angeredet, auch nicht der Bürgermeister", erinnert sich Robert Maier. Als sein Versuch, sich der Runde vorzustellen, dann auch noch mit einem jähen "Pscht!" beendet wurde - "da habe ich mir schon gedacht: So, das war's."

Und doch war's das mitnichten für Robert Maier. Vielmehr blieb er nach seinem Dienstantritt am 1. Dezember 1977 im Rathaus - Jahr um Jahr, Jahrzehnt um Jahrzehnt, bis heute, mehr als 42 Jahre lang. Nun jedoch hat Maier sich verabschiedet: Bis zu seinem regulären Pensionsantritt im August 2022 nimmt der 63-Jährige noch Resturlaub und geht in Altersteilzeit. Seinen Kollegen im Rathaus hat er vor Beginn der Corona-Krise im Rahmen eines Umtrunks bereits Adieu gesagt. Danach folgte noch sein Abschiedsauftritt im Gemeinderat - fast ein halbes Jahrhundert, nachdem er sich dem Gremium einst als Neuling vorgestellt hatte.

Diesmal freilich hatte Robert Maier keine wackligen Knie. Vielmehr blickte er in seiner Ansprache mit viel Witz und einer Prise Wehmut zurück auf die Zeit im Rathaus, auf die Zusammenarbeit mit vier Bürgermeistern und einer Bürgermeisterin sowie auf mehr als 420 Gemeinderatssitzungen, denen er als Geschäftsleiter beiwohnte. "Grob hochgerechnet", sagte Maier, "waren das zwei Monate Lebenszeit." Derweil habe sich Sauerlach in all den Jahrzehnten von einem "unscheinbaren Vorort von München" mit kaum 3000 Einwohnern zu einer "modernen und attraktiven Gemeinde im Ballungsraum" entwickelt, die heute circa 8300 Menschen beheimatet. Den wohl größten Einschnitt für die Kommune erlebte Maier schon wenige Monate nach seinem Amtsantritt, als 1978 im Zuge der Gebietsreform Arget, Eichenhausen und der Brunnthaler Ortsteil Lanzenhaar eingemeindet wurden - was in den Ortschaften vielerorts auf wenig Begeisterung stieß. Gerade die Vorbereitung der ersten Kommunalwahl nach der Reform sei eine Herausforderung gewesen, so Maier. "Wenn ich damals gewusst hätte, was auf mich zukommt, bin ich mir nicht sicher, ob ich mich beworben hätte", räumte er ein. Doch rückblickend habe er seine "im jugendlichen Leichtsinn getroffene Entscheidung" nie bereut: "Die Jahre sind vergangen wie im Flug, und es war mir keine Stunde langweilig in Sauerlach."

Langweilig dürfte Maier auch nach seinem Abschied aus dem Rathaus nicht werden. Die neugewonnene Freizeit will der 63-Jährige unter anderem zum Theaterspielen bei der Gruppe D'Römastoana nutzen, zum Reisen und zum Bergwandern. Und dann stand Maier bei der Kommunalwahl ja auch noch auf der Wahlliste der Unabhängigen Bürgervereinigung (UBV). Zwar verpasste er den Einzug in den Gemeinderat knapp. Doch als erster Ersatzkandidat hinter Bürgermeisterin Barbara Bogner würde Maier nachrücken, falls ein UBV-Gemeinderat in den kommenden sechs Jahren sein Mandat vorzeitig niederlegt. Und in diesem Fall müsste sich der frühere Geschäftsleiter im Gemeinderat wohl kaum mehr vorstellen - anders als noch im Winter 1977.

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Quelle:
SZ vom 07.04.2020
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