Süddeutsche Zeitung

Rathauschef:Drei, zwei, eins - meins

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Feldkirchen regelt die Vertretung des Bürgermeisters und seiner beiden Stellvertreter

Von Patrik Stäbler, Feldkirchen

Am kommenden Montag bricht eine Delegation aus der Gemeinde Feldkirchen zu einem Besuch in der italienischen Partnerstadt Bisignano auf. Mit dabei sind Bürgermeister Werner van der Weck (SPD), sein Stellvertreter Andreas Janson (UWV) und auch Luzia Beck (SPD), die zwar nicht Dritte Bürgermeisterin ist, die beiden Rathauschefs aber im Falle von deren gleichzeitiger Abwesenheit vertreten darf - so hat es der Gemeinderat zu Beginn seiner Legislaturperiode entschieden. Da dieses Trio nun aber geschlossen nach Italien fährt, wäre Feldkirchen eine Woche lang führungslos gewesen. Und das wiederum hätte bedeutet: Sollte in dieser Zeit irgendeine Art von Ernstfall eintreten, müsste die Rechtsaufsichtsbehörde stellvertretend für die absenten Rathauschefs einspringen.

Feldkirchen aber ist eine zu stolze Gemeinde, als dass sie ihren Bürgermeistersessel mal eben ans Landratsamt abtreten würde. Deshalb hat der Gemeinderat noch schnell eine Vertretungsregelung beschlossen, die das Gremium am Donnerstagabend einmütig absegnete - nach einer höchst unterhaltsamen Diskussion. Und zwar werden künftig die Gemeinderäte ihrem Alter nach gefragt, ob sie als Interims-Bürgermeister einspringen - beginnend mit dem Ältesten. Das sei in diesem Fall Dorothea Probst (UWV), sagte Andreas Janson, der die Gemeinderatssitzung für den verhinderten van der Weck leitete - worauf Silvia Pahl-Leclerque sogleich Einspruch erhob. "Aber ich bin doch älter!", rief die Grünen-Gemeinderätin, was sich nach einigem Hin und Her jedoch als Irrtum herausstellte.

"Wie kann man denn überhaupt alle drei zusammen in Urlaub gehen lassen?", fragte Michael Schön (UWV). Hierauf entgegnete sein Parteikollege Janson, dass die Gemeinde erst zum zweiten Mal in zehn Jahren eine Delegation nach Bisignano entsende - "deshalb trifft das jetzt zusammen". Derweil wies Christian Wurth (parteifrei) darauf hin, "dass bei mir in der Firma die Vorstände überhaupt nicht zusammen fliegen dürfen - wenn es zum Beispiel einen Unfall gibt". Diesen Einwurf kommentierte Andreas Janson kurz und trocken: "Deshalb fahren wir mit dem Bus."

Ohnehin brauche der Ersatz-Bürgermeister während seiner Interimszeit nicht zwingend ins Rathaus zu kommen, betonte Andreas Janson. "Das muss er nur, wenn irgendein Zwischenfall eintritt." Prinzipiell seien die zwei Bürgermeister ja auch telefonisch erreichbar, falls Entscheidungen getroffen werden müssten, ergänzte Geschäftsleiter Heinz-Josef Reiser. "In manchen Fällen muss die Gemeinde aber repräsentativ nach außen hin vertreten werden, etwa durch eine Unterschrift." Und genau dafür brauche es einen offiziell Zuständigen vor Ort.

Dorothea Probst, die Älteste im Gemeinerat, jedenfalls kündigte noch vor der Abstimmung an, dass sie diese Aufgabe nicht übernehmen wolle. Silvia Pahl-Leclerque hingegen habe sich als nächstältester Gemeinderat dazu bereit erklärt, sagte Reiser im Nachgang der Sitzung. Die Grünen-Politikerin wird nun also eine Woche lang den Einwechsel-Bürgermeister geben, wenn der Rathauschef und seine eigentlichen Stellvertreter in Bisignano weilen.

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Quelle:
SZ vom 15.09.2018
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