Süddeutsche Zeitung

Pullach:Finanzspritze für mehr Klimaschutz

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Das aktualisierte Konzept der Gemeinde sieht mehr Fördermöglichkeiten vor. Auch Wasserknappheit ist ein Thema.

Von Tilmann Wensky, Pullach

Es gibt Geld für Lastenräder, MVV-Tickets und Solaranlagen. Und auch der Einbau von Zisternen wird gefördert. Der Umwelt- und Mobilitätsausschuss des Pullacher Gemeinderats hat einstimmig dem aktualisierten Klimaschutzkonzept zugestimmt, das von der Verwaltung erarbeitet und vorgestellt worden war. Das von April an gültige, inzwischen zum achten Mal überarbeitete Konzept soll Investitionen der Bürger anstoßen, damit die Gemeinde bis zum Jahr 2040 klimaneutral wird.

In Zukunft möchte die Gemeinde neben dem Direktkauf von Lastenrädern auch Geld für Leasingverträge bereitstellen. Diese sollen durch eine jährliche Prüfung anteilsmäßig ausgezahlt werden. Für Fahrradanhänger sollen ebenfalls 25 Prozent der Nettokosten bis zu einem maximalen Betrag von 250 Euro gefördert werden. Cornelia Zechmeister (WIP) äußerte Bedenken, ob der Zusatzaufwand durch die Bearbeitung der vielen neuen Förderungsanträge die Verwaltung überbelaste. "Irgendwo ist auch mal Schluss", fasste sie ihren Standpunkt zusammen. Fabian Bauer und Anna-Lena Fackler, die Zuständigen für die Sachbearbeitung im Rathaus, entgegneten, dass es sich um wenige Einzelfälle handeln werde und der Aufwand überschaubar sei.

Anstatt wie bisher ÖPNV-Jahrestickets nur einmalig mit 50 Euro zu fördern, sollen nun auch Tickets mit halbjähriger Gültigkeit mit 25 Euro bezuschusst werden. Dadurch möchte die Gemeinde vor allem Studierende finanziell unterstützen, die dieses Angebot häufig nutzen. Außerdem tauschte sich das Gremium über weitere mögliche Förderungen des öffentlichen Nahverkehrs aus. Weitreichende Folgen hätte ein kostenloses, von der Gemeinde finanziertes Busangebot innerhalb Pullachs. Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) berichtete, dass ein solches beim Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) angefragtes Modell von diesem abgelehnt worden sei.

Im Bezug auf die Solarthermie möchte die Gemeinde Anreize schaffen, sich für die Installation der effizienteren Vakuumröhrenkollektoren zu entscheiden. Diese sind im Vergleich zu den verbreiteten Flachkollektoren bis zu 30 Prozentpunkte effektiver, jedoch teurer in der Anschaffung. Eine gesonderte Förderung der effizienteren Technik soll diesen Kostenunterschied abfangen.

Maßnahme gegen Wasserknappheit

Im Angesicht der zunehmenden Wasserknappheit schlug die Verwaltung vor, Zisternenbehälter entsprechend ihres Füllvermögens zu fördern. Somit solle anstatt von Trinkwasser zur Bewässerung der Gärten das Regenwasser der versiegelten Dachflächen aufgefangen und verwendet werden. Dieser Vorschlag führte zu Diskussionen. Die WIP-Fraktion sah die Bürgerinnen und Bürger in der Eigenverantwortung, Bewässerungskosten sparende Zisternen selbst zu installieren. "Wer sich in Pullach ein Haus mit Garten leisten kann, hat auch das Geld, sich eine Zisterne anzuschaffen", so Zechmeister. Dem hielt Renate Grasse (Grüne) ihr entgegen, dass man mit diesem Argument das "ganze Programm streichen könne".

Ihr zufolge geht es nicht darum, den Bürgern den Kauf einer Zisterne durch die Förderung finanziell erst zu ermöglichen, sondern ihn durch "ein Zuckerl" attraktiver zu gestalten. Schließlich stimmten die Ausschussmitglieder, mit Ausnahme der WIP-Fraktion und Holger Ptacek (SPD), dem Förderbaustein zu.

Bei der Energieberatung sollen vorhandene Heizsysteme auf ihre optimale Einstellung und Effizienz überprüft werden. Mit der beschlossenen Änderung des Konzepts sollen sie auch mit geeigneten Alternativsystemen verglichen werden. Des Weiteren sollen die Pullacher Anspruch auf eine Förderung von Balkonkraftwerken mit Schukosteckern haben. Bisher wurden ausschließlich Photovoltaik-Module mit Wielandsteckern bezuschusst, die auf Balkonen oder Terrassen platziert werden. Die niedrigeren Installationskosten der Kraftwerke mit Schukosteckern sollen die Bürger entlasten. Von dem Förderbudget, welches der Ausschuss für 2023 zur Verfügung gestellt hat, wurden bisher elf Prozent abgerufen. Mit 19 000 Euro flossen bisher die meisten Gelder in die Finanzierung von Fern- und Nahwärme.

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