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Olympia 2018: Abgabe "Bid Book":Auftakt zur letzten Etappe

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Die heiße Phase beginnt: Katharina Witt hat beim IOC in Lausanne das "Bid Book" mit den Details der Münchner Olympia-Bewerbung abgegeben. Doch die Präsentation hat einen Schönheitsfehler.

Dominik Hutter

Eigentlich würde ein Mausklick genügen - und schon wären die Bewerbungsunterlagen auf dem Weg nach Lausanne. Besserer Stil aber ist es, persönlich beim Internationalen Olympischen Komitee vorzusprechen, und so haben sich Katarina Witt und Bewerbungs-Chef Bernhard Schwank einen Termin bei Jacqueline Barrett besorgt.

Um 10:08 Uhr haben Witt und Schwank als letzter der drei Bewerber das 396 Seiten starke Bid Book abgegeben, dem alle Details des Münchner Olympiakonzepts verzeichnet sind. Bereits am Montag hatten zuerst der französische Außenseiter Annecy und am Nachmittag das als leichter Favorit geltende Pyeongchang (Südkorea) ihr Bid Book beim IOC eingereicht.

Die offizielle Übergabe der Bewerbungsunterlagen zählt zu den wichtigsten Schritten auf dem Weg zu Olympischen Winterspielen 2018, und so wurde der Aufbruch der bayerischen Gesandtschaft öffentlichkeitswirksam auf dem Marienplatz zelebriert. Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) war da, Staatskanzlei-Chef Siegfried Schneider, und Oberbürgermeister Christian Ude nebst Kollegen aus Garmisch und Berchtesgaden sowieso.

"Die heiße Phase der Bewerbung beginnt", erklärte Bach, während Schneider seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, den kleinen Schönheitsfehler der Bewerbung - die noch immer ungeklärten Grundstücksfragen in Garmisch - alsbald ausmerzen zu können. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir innerhalb der nächsten zwei Wochen eine Lösung finden", sagte der CSU-Politiker.

Evaluierungskommission prüft Konzept

Durch Verhandlungen wohlgemerkt, nicht durch Enteignen. Allerdings gehören zu Verhandlungen mindestens zwei, und der Anwalt der Grundstücksbesitzer hat am Montag nochmals klargemacht, dass seine Mandanten keine weiteren Gespräche wünschen. "Mir ist unerklärlich, woher Schneider seine Zuversicht nimmt", ätzte er. Im Bid Book ist von dem Geschachere am Fuße der Zugspitze übrigens keine Rede - dort sind die umstrittenen Areale einfach mit eingeplant.

Der Jubelstimmung am Marienplatz tat dies alles keinen Abbruch. Nach ausgiebigen Fotosessions traten Witt und Schwank schließlich den Weg zum Flughafen an - im Elektroauto bayerischer Provenienz, das praktischer- wie verbotenerweise direkt auf dem Marienplatz geparkt war.

Mit auf die Reise durfte der 18-jährige Garmischer Eishockeyspieler Marcus Weber, der für den Lausanne-Trip eine Erdkunde-Arbeit in der Schule schwänzte. "Es wäre ein Traum, eine Olympiade im eigenen Land miterleben zu dürfen", schwärmte er - um sich anschließend von Altmeisterin Witt über griechische Begrifflichkeiten belehren zu lassen ("Olympiade sind die vier Jahre zwischen den Spielen").

Ob die Ansprüche der Bewerbung mit der Realität übereinstimmen, wird sich spätestens im März herausstellen, wenn die Evaluierungskommission des IOC kommt, um sich selbst ein Bild zu machen. "Da wird das Bid Book auf Herz und Nieren geprüft, und man sollte sich auf einige überraschende Fragen gefasst machen", warnte Bach, der einst selbst diesem Gremium vorstand. Die Entscheidung über die Winterspiele 2018 fällt dann am 6.Juli im südafrikanischen Durban.

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Quelle:
SZ vom 11.01.2011
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