Süddeutsche Zeitung

SZ-Adventskalender:Ein Kühlschrank mit großem Gefrierfach

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Jede Woche bekommt eine 75-Jährige aus Oberschleißheim sieben Fertigmahlzeiten geliefert. Doch sie hat keine Möglichkeit, diese adäquat zu lagern.

Von Carla Augustin, Oberschleißheim

Das Oberschleißheimer Ehepaar sitzt am Tisch. Über der Sitzecke an der Wand ist ein Kreuz angebracht. An der Wand gegenüber hängen Bilder der Familie. Die Tür zur Küche ist offen und gibt den Blick auf einen kleinen Kühlschrank gegenüber der Küchenzeile frei. Er ist hüfthoch und sieht aus, als sei er eigentlich nur für einen Ein-Personen-Haushalt konzipiert worden.

Die 75-jährige Rosemarie bekommt seit fünf Jahren einmal die Woche Essen vom Malteser Hilfsdienst geliefert. Für die Gerichte muss sie nicht aufkommen, sie hat eine Mahlzeiten-Partnerschaft, die Kosten werden also übernommen. Die sieben Tiefkühlessen und sieben Suppen müssen jedoch richtig gelagert werden, damit sie auch halten. In der Küche steht neben dem kleinen Kühlschrank noch ein zweiter, aber die Gefrierfächer in den beiden sind trotzdem viel zu klein. Außerdem gehen sie nicht richtig zu. Eines lässt sich nur mithilfe von Holzkeilen verschließen, das andere muss ständig enteist werden. Auf Dauer kein Zustand.

Das Ehepaar aus Oberschleißheim hätte gerne einen neuen Kühlschrank mit einem Gefrierfach, das groß genug ist, um das Essen richtig zu lagern. Denn obwohl Rosemaries Mann Bernhard sein eigenes Essen extra so kauft, dass es nicht gekühlt werden muss, ist einfach nicht genug Platz für Gefriergut.

Der 76-Jährige holt die lange Liste mit den Medikamenten hervor, die seine Frau nehmen muss. Sie leidet unter anderem unter Diabetes, einer Schilddrüsenunterfunktion, Depressionen und einem starken Tremor. Rosemarie hat sich die meiste Zeit ihres Lebens um ihre Kinder gekümmert. Deshalb habe sie auch nur in einem sehr kurzen Zeitraum, als sie noch arbeitete, in die Rentenkasse eingezahlt. Das war vor der Geburt des ersten Kindes. Die 75-Jährige bekommt deshalb nur die Mütterrente, das sind gerade einmal 400 Euro im Monat. "Damit müssen wir auskommen", sagt Bernhard, und Rosemarie fügt hinzu: "Alle Ausgaben muss man sich überlegen." Die Rente des Mannes komme zwar noch hinzu, aber auch damit lassen sich keine größeren Anschaffungen wie ein Kühlschrank stemmen.

Die beiden wohnen nur noch zu zweit in der Wohnung, in der sie ihre drei Kinder groß gezogen haben. Die Wohnung hatten sie vor 43 Jahren vom Landratsamt vermittelt bekommen. Sie ist zwar mittlerweile zu groß für die beiden, aber einwandfrei wie Rosemarie sagt, und ein Umzug sei zu teuer. Zudem sei das Haus gut isoliert, da können sie wenigstens die Heizkosten klein halten. Auch beim Strom spart das Ehepaar. Stolz erzählen die beiden, dass sie voriges Jahr nur etwa 900 Kilowattstunden verbraucht hätten. Damit liegen sie weit unter dem Durchschnitt eines Zwei-Personen-Haushalts in Deutschland.

Die drei erwachsenen Kinder sind mittlerweile schon lange aus dem Haus, doch sie können die Eltern aus gesundheitlichen Gründen kaum unterstützen. Auch finanziell nicht. Wenigstens zu Weihnachten aber kommt die gesamte Familie jedes Jahr in der Wohnung der Eltern zusammen. Eines der Kinder bringt Kartoffelsalat mit und es gibt Wiener dazu. Trotz all der Dinge, die dem Ehepaar Sorgen bereiten, sagt Bernhard: "Es geht uns sonst ganz gut." Die beiden haben nicht aufgegeben. Nur ein neuer Kühlschrank, der wäre schön.

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