Süddeutsche Zeitung

Oberschleißheim/Feldmoching:Das hört sich nicht gut an

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Polizeihubschrauber, Personen- und Güterzüge, ständig wachsender Autobahnverkehr: Bei einer Lärmschutzkonferenz für den Münchner Norden äußern auch Besucher aus Oberschleißheim ihre Angst vor weiter zunehmenden Belastungen

Von Simon Schramm, Oberschleißheim/Feldmoching

So Einiges sammelt sich im Münchner Norden, was für Lärm aus allen Richtungen sorgt: Hubschrauber-Flugbetrieb in Oberschleißheim, Personen- und Güterzüge auf den Gleisen, die viele Stadtteile im Norden durchziehen und obendrein der Verkehr auf der aus dem Nordosten kommenden A 92 sowie auf dem Autobahnring A 99. Für manche Anwohner ist die Belastung massiv und die Verunsicherung wächst, da wegen künftiger Projekte der Verkehr möglicherweise noch weiter steigt. Werden etwa die Hubschrauber der Bayerischen Landespolizei über die Viertel fliegen, droht noch mehr Güterverkehr und was passiert, wenn die Autobahnen ausgebaut werden?

Um all das zu diskutieren, luden der Landtagsabgeordnete Joachim Unterländer und der Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer (beide CSU) zur "Lärmschutzkonferenz", bei der die Bürger ihre Befürchtungen artikulieren konnten. In Bezug auf das Verkehrsaufkommen auf der A 99 hatte der Präsident der Autobahndirektion Südbayern, Paul Lichtenwald, Neuigkeiten im Gepäck: Momentan sei eine Machbarkeitsstudie in Arbeit, die die Freimachung des Standstreifens im Aubinger Tunnel untersuchen soll; der extrem stauanfällige Tunnel könnte so entlastet werden.

Trotzdem: Die Lärmbelastung ist da, der Lärmteppich der Autobahnen ziehe bis tief in den Bezirk, beklagte Reinhard Sachsinger von der Bürgerinitiative "Rettet den Münchner Norden". Auf beiden Autobahnen sollen mehr Spuren gebaut werden, für beide Projekte kündigte Direktions-Präsident Lichtenwald "umfangreiche Lärmschutzmaßnahmen" an den Stellen an, an denen der Spurausbau erfolgen soll. Schlecht sehe es aber etwa für den Bereich auf Höhe des Hasenbergls aus - dort sei der Lärmpegelwert nicht erreicht, der die Voraussetzung für Schutzmaßnahmen sei; etwas, das auch mit dem alten Straßenbelag zusammenhänge. Ein Lärmschutz könnte erst bei einem weitreichenden Ausbau eingerichtet werden, kurioserweise also erst dann, wenn die Straße in sanierungsbedürftigen Zustand wäre.

Auch der Güterverkehr verärgert die Bewohner im Norden. Anwohner rund um den Feldmochinger Bahnhof leiden unter den Waggons, die auf den Gleisen rangieren oder über Nacht stehen und die Kühlung weiterlaufen ließen. In der Priorisierungsliste für das freiwillige Lärmsanierungsprogramm des Bundes steht die Strecke noch auf den unteren Rängen; die Linie ist eine Bestandsstrecke, weshalb die Bahn nur bei größeren Ausbauten einen Lärmschutz bauen müsste. "Trickserei" warf ein Anwohner der Deutschen Bahn darum vor, da ein Überholgleis in Bahnhofs- und Wohngegend ohne Planfeststellung gebaut worden sei, weil es weniger als einen Kilometer lang ist und deshalb kein Genehmigungsverfahren nötig gewesen sei. Zur Frage des Oberschleißheimer Bürgermeisters Christian Kuchlbauer (Freie Wähler), ob auf der Strecke durch den Ort ein drittes Gleis geplant sei, antwortete ein Vertreter des Bayerischen Innenministeriums, dass dies derzeit nicht der Fall sei.

Natürlich war auch der geplante Umzug der Polizeihubschrauberstaffel Bayern auf das Helikopter-Gelände der Bundespolizei in Oberschleißheim Thema der Konferenz. Ein betroffener Ortsteil soll Schallschutzfenster erhalten, die Oberschleißheimer fürchten aber allgemein einen Lärmzuwachs - vor allem dann, wenn die Hubschrauber den kürzesten Weg zu ihrem Einsatzort nehmen würden und der dann über ungeschützte Wohngebiete verläuft. Joachim Walzik, der Leiter der Polizeihubschrauberstaffel, erwiderte, dass die Helikopter eine festgelegte Schneise nützen würden, die so zwischen Feldmoching und Oberschleißheim festgelegt wurde, dass möglichst wenige Bewohner betroffen seien. "Da können Sie den Bürgermeister von Hallbergmoos fragen, wir halten uns an die Route", so Walzik.

Die Staffel der Landespolizei ist derzeit noch am Münchner Flughafen stationiert. Das Bayerische Verwaltungsgericht hatte entschieden, dass für die Neustationierung ein Planfeststellungsverfahren nötig sei. Offen ist noch, ob das Bayerische Innenministerium diese Entscheidung von der nächsthöheren Instanz in Frage stellen lässt oder ein derartiges Verfahren in die Wege leiten wird.

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SZ vom 14.07.2015
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