Süddeutsche Zeitung

Oberhaching:Zwei plus X

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Stefan Westermayer erkärt beim Neujahrsempfang die Ziele der Oberhachinger FDP und prognostiziert mehr Verstädterung

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Die FDP in Oberhaching hat ein klares Ziel: Sie will im kommenden Jahr wieder in den Gemeinderat. Wenigsten mit zwei Vertretern, wenn es ganz gut läuft vielleicht sogar mit drei. Angesichts der 15 Mitglieder, die die Partei in Oberhaching hat, klingt das nach großer Herausforderung. Stefan Westermayer, der Ortsvorsitzende, und Axel Schmidt, der Bezirksvorsitzende, sind dennoch recht zuversichtlich, dass "die neue Generation der FDP Oberhaching" auf einem guten Weg dorthin ist. Beim Neujahrsempfang der Partei am Sonntag im Wagnerhaus formulierte Westermayer bereits konkrete Vorstellungen für die Zukunft der Gemeinde. Und obwohl der Ortsverband sich mit Martin Hagen einen Landespolitiker als Gastredner eingeladen hatte und vor der Kommunalwahl zunächst die Abstimmung für das Europaparlament ansteht, kann man Westermayers Ansprache bereits als Bewerbungsrede für den FDP-Bürgermeisterkandidaten verstehen.

Bei der Wahl 2014 waren die Freien Demokraten in Oberhaching gar nicht erst angetreten. Der Einzige, der die FDP in der Wahlperiode zuvor im Gemeinderat vertrat, Jörg Heidloff, war weggezogen. Es fehlte schlichtweg an aktiven Mitgliedern. "Nach 18 Jahren im Ausland kam ich zurück noch Oberhaching, da gab es noch zehn Mitglieder und nur zwei waren aktiv", berichtet Axel Schmidt, der seit 30 Jahren der Partei angehört. Zwei Tage nach seiner Rückkehr sei er dann Ortsvorsitzender geworden, inzwischen wurde er zum ersten FDP-Mann in Oberbayern gewählt und überließ Westermayer den Posten im Oberhachinger Ortsverband.

Der ist auch kein Neuling in der Partei, doch gibt er zu, viele Jahre nach seinem Eintritt zu Guido Westerwelles Zeiten nie wirklich in der Politik mitgewirkt zu haben. Die Reaktivierung der Oberhachinger FDP durch Schmidt motivierte auch ihn, mehr zu tun. Jetzt hofft Westermayer mit seinem Stellvertreter Jörg Morio und sechs weiteren Mitstreitern die FDP "mit frischem Denken" nach vorne zu bringen. Dabei sollen auch Veranstaltungen wie der Neujahrsempfang, den er ähnlich etablieren will die Neubiberger FDP ihr Entenrennen, insbesondere Leute außerhalb der Partei ansprechen. Wirtschafts- und Vereinsvertreter waren daher ins Wagnerhaus eingeladen worden, insgesamt kamen etwa 35 Gäste zum Weißwurstfrühstück im historischen Gebäude und lauschten dem verbalen Ritt von FDP-Fraktionsvorsitzenden Hagen durch die Landes-, Bundes- und Europapolitik. Hagen forderte unter anderem die Abschaffung des Solis, eine qualifizierte Einwanderung zur Bewältigung des Fachkräftemangels, einen flexiblen Renteneintritt, den Ausbau der Ganztagsschulen und eine Hochgeschwindigkeitsinfrastruktur für Daten, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Die Digitalisierung ist auch für Westermayer in Oberhaching ein ganz entscheidender Punkt. Zwar verlege die Gemeinde zusammen mit der Geothermie ein Glasfasernetz, "doch betragen die Anschlusskosten 3000 Euro, und das ist zu hoch", sagte er. Seine zentrale Forderung laute daher: "Damit der Breitbandausbau ein Erfolgsmodell wird, muss die Gemeinde in Vorleistung treten und die Bürger beim Anschluss finanziell unterstützen."

Für den FDP-Ortsvorsitzenden ist das nicht nur eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Er sieht darin auch eine Lösung der Verkehrsprobleme im Landkreis. "Wenn jeder durch eine schnelle Internetverbindung die Möglichkeit hat, zweimal in der Woche von zu Hause zu arbeiten, haben wir weniger Verkehr und wir brauchen auch weniger Fläche für Büros", so seine Rechnung. Insbesondere in Bezug auf die prognostizierte Entwicklung im Landkreis - 30 000 Einwohner zusätzlich - hält Westermayer dies für logisch.

"Wir brauchen mehr Realismus in der Politik", sagte er und sprach von einer Politik, die auf Zahlen basiere und nicht auf einem Bauchgefühl. "Der Zuzug ist nun mal da", und bei der Entwicklung Oberhachings können man nicht einfach nur darauf beharren, dass die Gemeinde ein Dorf bleiben solle. "Wir werden einen städtischen Charakter kriegen", ist er überzeugt, "man kann sich ja auch mal überlegen, was es in der Stadt Tolles gibt, welche Vorteile die hat." Er findet, Gemeinderatsbeschlüsse, die wie derzeit in Oberhaching immer 23:0 ausgingen, seien da auf Dauer nicht zielführend.

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SZ vom 11.02.2019
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